Nachgefragt | Rettet dieses Grün!

Nachgefragt | Rettet dieses Grün!

Ein Bürgerentscheid gegen die Stadthalle wird immer wahrscheinlicher/Büchhändler Ulrich Dombrowski mit abenteuerlicher RKK-Forderung/Stadtzeitung sucht Baumpaten

Man mag sie am Anfang ja ein wenig belächelt haben, die Initiatoren des Bündnisses gegen das Regensburger Kultur- und Kongresszentrum (RKK) auf dem Keplerareal am Ernst-Reuter-Platz. Doch mittlerweile belächelt sie niemand mehr, haben sie doch schon weit über 4.000 Unterschriften gegen das überflüssige Protz-Projekt gesammelt – 6.400 brauchen sie, um tatsächlich einen Bürgerentscheid beantragen zu können. Die wollen sie noch im Sommer beieinander haben.

Die Stadtzeitung hatte mehrfach berichtet: Der Widerstand gegen die Stadthalle wächst! Die Rathaus-Regenbogenmehrheit unter der SPD-Führung will die mehrfach gescheiterte Stadthalle ganz offenbar um jeden Preis durchsetzen. Doch die Vertreter der Stadtspitze haben nicht mit dem ungebrochenen Willen der Regensburger gerechnet, die nunmehr zum fünften Mal nach 1990, 1999, 2004 und 2006 gegen das RKK mobil machen.

- Anzeige -
Und das aus gutem Grund: Mindestens 100 Millionen Euro würde die Stadthalle kosten – und wäre wohl doch überflüssig. Längst verfügt Regensburg über genügend Tagungsmöglichkeiten und Veranstaltungsorte für 100 bis 9000 Menschen, das jüngst eröffnete Marina-Forum ist ein weiteres Argument gegen ein RKK. Das Geld wäre in Schulen, Kindergärten und vor allem in günstigen Wohnungen sicher besser angelegt.
Eine Stadthalle würde auch zusätzlichen Verkehr am Altstadtrand bedeuten – bei nicht vorhandenen Parkplätzen schwierig, eine mögliche Tiefgarage würde bei Veranstaltungen Stop- und Go-Verkehr bedeuten und für Dauerstau und Chaos rund um den Bahnhof sorgen.

Weiter konservative Unterstützung für das Bündnis

Und: Für eine Stadthalle müssten 50 teilweise sehr alte Bäume fallen, für den in unmittelbarer Nachbarschaft vorgesehenen Zentralen Busbahnhof sogar 100 weitere. Dieses von der Rathaus-Mehrheit für beide Bauprojekte so locker in Kauf genommene Umholzen im wertvollen Grüngürtel rund um die Altstadt sorgte für das Bündnis gegen das RKK (besteht u. a. aus den Sozialen Initiativen, der Linken, der ÖDP, dem Bund für Geistesfreiheit, der Grünen Jugend) für Unterstützung aus dem eher konservativen Lager:
Dr. Peter Morsbach etwa, Chef der Altstadtfreunde, Verleger und Hochschullehrer für Denkmalpflege, Denkmalkunde, Kunst- und Architekturgeschichte bezeichnet das Vorhaben als „völligen Unsinn, weil die Stadt eine Halle dieser Kapazität so gut wie nie braucht.“ Und er wettert gegen den völlig unsensiblen Umgang mit dem Grün bei den Planungen:
 „Dort, wo jetzt gebaut werden soll, werden ja schon 100 Bäume gefällt - für einen völlig überflüssigen ZOB, für die Stadthalle sollen nochmal 50 weg! Ein absolutes Unding!“
Egon Greipl (69), langjähriger Generalkonservator des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, ehemaliger Kulturreferent der Stadt Regensburg und jetzt parteiloser Stadtrat in seinem Geburtsort Passau, bezeichnete den durch das RKK bedingten Eingriff in den Alleengürtel in der Stadtzeitung gar als „Anschlag auf das Stadtbild“.
Auch die Christlich-Sozialen Bürger sind auf den Zug aufgesprungen: Ihr Vorsitzender Christian Janele (machte vorher durch eher unsinnige Anträge wie pinkfarbene Zonen für Frauen in Linienbussen auf sich aufmerksam) sammelt mittlerweile fleißig Unterschriften gegen das RKK. Und im Schaukasten des Wirtshauses Zum Sauseneck, von dem keiner so genau weiß, wann es auf hat, hängt ebenfalls ein Plakat, das kein RKK fordert. Der Widerstand gegen dieses vehement abgelehnte und doch immer wieder auflebende Projekt eint viele unterschiedliche Positionen.

Irrsinn: Buchhändler will Grau mit Grau bekämpfen

Ganz anders hingegen positioniert sich Ulrich Dombrowsky. Das ist der Mann, der dem vom Dienst suspendierten Oberbürgermeister Joachim Wolbergs in seiner Buchhandlung eine öffentliche Bühne zur Selbstinszenierung bieten wollte. Dort hätte der der Vorteilsannahme und mehrerer Verstöße gegen das Parteispendengesetz und Wettbewerbsbestimmungen angeklagte Rathauschef (Prozessbeginn am 24. September) im Mai letzten Jahres sprechen und seine Sicht der Dinge darlegen sollen – aber nur vor ausgewählten und ihm ergebenen Jüngern. Denn Buchhändler Dombrowsky hätte selbstverständlich nur Wohlwollende eingeladen.
Im Grundgesetz verankerte Grundrechte wie die Pressefreiheit schienen den Mann, der sein Geld mit Worten anderer verdient, dabei nicht zu interessieren – Journalisten sollten bei Wolbergs‘ Verkündigungen draußen bleiben: „Ausdrücklich nicht geladen sind Vertreter der Presse“, schrieb Dombromsky in seiner damaligen Einladungsmail. Die Veranstaltung platzte dann aber doch – Wolbergs‘ Anwälte hielten sie für keine gute Idee.

Eben dieser Buchhändler Dombrowsky hat jetzt wieder zu Wort gemeldet, erneut mit einem wahrlich völlig unerwarteten Vorschlag: In der „Mittelbayerischen Zeitung“ sagte er, die Fläche zwischen Bahnhof und Maximilianstraße sei ein „Stadteingang“. Doch derzeit sei dort die „Aufenthaltsqualität gleich Null“, die gegenüber liegende Maximilianstraße, grau und wenig einladend. Deshalb sei dort „Druck da, etwas zu tun“. So weit, so gut.
Doch was will der Mann unternehmen, um den Bereich um den zugegebenermaßen eher unwirtlichen Ernst-Reuter-Platz und die südliche Maxstraße angenehmer zu gestalten? Die Stadthalle soll her! Dombrowsky will also tatsächlich das „Grau der Maximilianstraße“ (die herrliche Jugendstilfassade des Parkhotels hat er da wohl versehentlich unterschlagen) mit dem Grau einer Stadthalle bekämpfen. Ein schrecklicher Betonbunker am Rand unserer wunderbaren Altstadt? Was für ein Unsinn!
Und für die Bäume, die da fallen sollen, hat er ganz offensichtlich nur Häme übrig: „Gibt es nicht in diesem Grün auch Angsträume?“, wird er in der Tageszeitung zitiert. Als ob die 150 Bäume schuld daran wären, dass sich Trinker- und Drogenszene traditionsgemäß um den Bahnhof ansiedeln – das ist in allen Großstädten so. Das als Argument gegen den Alleengürtel anzuführen, ist noch größerer Unsinn.

- Anzeige -

Stadtzeitung sucht Baumpaten

Vielleicht wäre ja genau der umgekehrte Weg der richtige: Der Keplerbau mit dem leerstehenden Studentenheim Wirsing-Turm soll bis Ende 2019 abgerissen werden - wie wäre es da mit einem kleinen Park mit künstlichem See (der Europabrunnen gegenüber sprudelt ja offenbar nie), auf dem im Winter vielleicht sogar mitten in der Stadt Schlittschuh gelaufen werden könnte? Oder einfach nur mit bezahlbaren Wohnungen, die in Regensburg wie in vielen deutschen Großstädten immer mehr fehlen?
Wie auch immer – die Regensburger Stadtzeitung sieht die Fürstenallee und die dazu gehörigen Bäume als absolut schützenswert an. Deshalb sucht sie symbolisch Paten für die vom Abholzen bedrohten Bäume am Durchgang zwischen Ernst-Reuter-Platz und Albertstraße und zwischen den Bushaltestellen und dem Keplerbau entlang der Albertstraße.
Regensburger und Regensburgerinnen, die Verantwortung für einen dieser rund 50 Bäume übernehmen und dafür sorgen wollen, dass er erhalten bleibt. Wer eine solche Baum-Patenschaft übernehmen will, möchte sich per Mail unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! melden.(hk)

Alle Infos zum RKK finden Sie online.

 


 

Die „Nachgefragt“-Reihe

Könnte Sie auch interessieren

  • Tags:
  • gepostet am: Montag, 02. Juli 2018

Magazin weitere Artikel

Meldung | Training gegen Hüftprobleme: Teilnehmende für Studie gesucht

Meldung | Training gegen Hüftprobleme: Teilnehmende für Studie gesucht

Das Team von Prof. Dr. med. Joachim Grifka hat ein Trainingsprogramm entwickelt, um Operationen am Hüftgelenk zu vermeiden.

>> weiterlesen

Nachgefragt | Wildwest-Geisterstadt mitten in Regensburg? – Der Cowboy-Club

Nachgefragt | Wildwest-Geisterstadt mitten in Regensburg? – Der Cowboy-Club

In Dechbetten hat der Cowboy-Club Regensburg seinen Sitz – ein Verein für Country- und Wildwest-Enthusiasten in historischen Kostümen, die zusammen am Lagerfeuer sitzen oder das Lasso schwingen.

>> weiterlesen

Aus bayerischen Polizeiberichten | Regensburg: Vergewaltigung vorgetäuscht – Frau hinter Gittern

Aus bayerischen Polizeiberichten | Regensburg: Vergewaltigung vorgetäuscht – Frau hinter Gittern

Anfang 2024 hat eine 28-jährige Frau gegenüber der Polizei angezeigt, dass sie im Bereich des Hauptbahnhofes Regensburg in einem Gebüsch vergewaltigt wurde – eine Falschaussage.

>> weiterlesen

Aus bayerischen Polizeiberichten | Regensburg: Betrunkener Deutscher im Bahnhofsedeka – gegen ihn liegt Haftbefehl vor

Aus bayerischen Polizeiberichten | Regensburg: Betrunkener Deutscher im Bahnhofsedeka – gegen ihn liegt Haftbefehl vor

Ein Ladendetektiv hat Freitagnacht am Hauptbahnhof Regensburg das örtliche Bundespolizeirevier verständigt, weil ein Betrunkener in einen Werbeaufsteller gefallen war.

>> weiterlesen

Meldung | Stadt Regensburg verleiht Umweltpreis

Meldung | Stadt Regensburg verleiht Umweltpreis

Mit dem Umweltpreis werden besondere Verdienste und Leistungen im Bereich des Umwelt- und Naturschutzes prämiert. In diesem Jahr durften sich drei Preisträger über eine Ehrung freuen.

>> weiterlesen

Aus bayerischen Polizeiberichten | Lappersdorf: Afghanin aus dem Fenster geworfen – Beziehungstat

Aus bayerischen Polizeiberichten | Lappersdorf: Afghanin aus dem Fenster geworfen – Beziehungstat

Am Donnerstag wurde eine Frau nach einem Fenstersturz in Lappersdorf schwer verletzt angetroffen. Die Kriminalpolizei Regensburg ermittelt wegen eines Gewaltdelikts und fahndet nach einem Tatverdächtigen.

>> weiterlesen

Aus bayerischen Polizeiberichten | Drogendealer im Regensburger Bahnhofsbereich festgenommen – zeigt die Strategie der Polizei Wirkung?

Aus bayerischen Polizeiberichten | Drogendealer im Regensburger Bahnhofsbereich festgenommen – zeigt die Strategie der Polizei Wirkung?

Ein Drogendealer will Zivilbeamten Drogen verkaufen. Als er fliehen wollte, wurde er zu Boden gebracht und gefesselt.

>> weiterlesen

Nachgefragt | Neuer Tiefpunkt: Gewalt gegen Polizisten

Nachgefragt | Neuer Tiefpunkt: Gewalt gegen Polizisten

Nimmt die Gewaltbereitschaft gegen Polizeibeamte zu? Vor wenigen Tagen wurde das Bundeslagebild 2023 „Gewalt gegen Polizeivollzugsbeamtinnen und Polizeivollzugsbeamte“ vom Bundeskriminalamt (BKA) veröffentlicht.

>> weiterlesen

REUNITED DANCE FESTIVAL 2024 - KRAFT DES TANZES UND DER GEMEINSCHAFT

REUNITED DANCE FESTIVAL 2024 - KRAFT DES TANZES UND DER GEMEINSCHAFT

22.11.24, Audimax/Uni, 19 Uhr

Am 22. November die eindrucksvolle Audimax-Location zum Schauplatz einer atemberaubenden Veranstaltung, bei der 30 Tanzgruppen ihre unglaublichen Talente und die Vielfalt des Tanzes präsentieren werden.

>> weiterlesen

Nachgefragt weitere Artikel

Nachgefragt | Wildwest-Geisterstadt mitten in Regensburg? – Der Cowboy-Club

Nachgefragt | Wildwest-Geisterstadt mitten in Regensburg? – Der Cowboy-Club

In Dechbetten hat der Cowboy-Club Regensburg seinen Sitz – ein Verein für Country- und Wildwest-Enthusiasten in historischen Kostümen, die zusammen am Lagerfeuer sitzen oder das Lasso schwingen.

>> weiterlesen

Nachgefragt | Neuer Tiefpunkt: Gewalt gegen Polizisten

Nachgefragt | Neuer Tiefpunkt: Gewalt gegen Polizisten

Nimmt die Gewaltbereitschaft gegen Polizeibeamte zu? Vor wenigen Tagen wurde das Bundeslagebild 2023 „Gewalt gegen Polizeivollzugsbeamtinnen und Polizeivollzugsbeamte“ vom Bundeskriminalamt (BKA) veröffentlicht.

>> weiterlesen

Nachgefragt | Update: Wie in Marrakesch? – Bahnhofskriminalität in Regensburg verlagert sich

Nachgefragt | Update: Wie in Marrakesch? – Bahnhofskriminalität in Regensburg verlagert sich

Es häufen sich Berichte über Drogenhandel, Gewalt, sexuelle Belästigung und Randale in der Innenstadt. Jetzt bezieht die Polizei Stellung.

>> weiterlesen

Nachgefragt | Wie in Marrakesch? – Bahnhofskriminalität in Regensburg verlagert sich

Nachgefragt | Wie in Marrakesch? – Bahnhofskriminalität in Regensburg verlagert sich

Mit der Verbesserung der Situation im Bahnhofsviertel scheint eine Verlagerung der Kriminalität in das daran angrenzende Dreieck Maxstraße – Disothekenviertel – Neupfarrplatz in der Innenstadt einherzugehen.

>> weiterlesen

Nachgefragt | Zoff um Bad Abbachs Therme

Nachgefragt | Zoff um Bad Abbachs Therme

Der Bezirkstag von Niederbayern will die Kaiser-Therme Bad Abbach innerhalb der nächsten zwei Jahre an einen Privatinvestor verkaufen. Die Bürgerinitiative „ProTherme“ will den Plan umwerfen.

>> weiterlesen

Nachgefragt | Sind Delikte von Intensivtätern Staatsgeheimnis? – Polizei macht dicht

Nachgefragt | Sind Delikte von Intensivtätern Staatsgeheimnis? – Polizei macht dicht

Als wir Auskunft über die Delikte eines Intensivtäters erbeten, gibt uns die Pressestelle des Polizeipräsidiums Oberpfalz nichtssagende Antworten und beruft sich auf die Persönlichkeitsrechte des Tatverdächtigen. Ergibt das Sinn?

>> weiterlesen

Nachgefragt | Update: Migrant verschuldet Autounfall – aber Geschädigte soll Kosten tragen

Nachgefragt | Update: Migrant verschuldet Autounfall – aber Geschädigte soll Kosten tragen

Vergangenen Monat verursachte ein Asylempfänger über 10.000 € Schaden am Auto einer jungen Studentin. Er ist weder versichert, noch kann er genug Geld für die Reparatur aufbringen.

>> weiterlesen

Nachgefragt | Justizposse um iranischen Messertäter

Nachgefragt | Justizposse um iranischen Messertäter

Eine Zahnlose Justiz schickt einen aggressiven Messerstecher zurück zu seinen Opfern ins Flüchtlingsheim. Was soll das?

>> weiterlesen

Nachgefragt | Freigelassener Intensivtäter: Staatsanwaltschaft rechtfertigt ihr Vorgehen

Nachgefragt | Freigelassener Intensivtäter: Staatsanwaltschaft rechtfertigt ihr Vorgehen

Warum wurde ein bekannter Intensivtäter von der Staatsanwaltschaft freigelassen? Wir haben nachgefragt.

>> weiterlesen

© Regensburger Stadtzeitung