
Jubiläum | Das Scharfgericht für die Wirte
Bildunterschrift: Die ersten „Blickpunkte“ (oben) ... und die letzten (unten).
Das Stadtzeitungsbuch mauserte sich wegen seiner Lokal-Kritiken vom Stadtführer zum Kultobjekt.
Der enthielt einen Rundgang mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten und viel zu grell belichtete Schwarz-Weiß-Fotos. Schon damals ging es um die Stadthalle, eine Hochwassermauer für Stadtamhof, einen großen Busbahnhof am Peterskirchlein. Das Auffallendste war die Farbe des Einbandes. Die war knallgelb – so wie sonst nur Postautos und Postbusse.
Fünfmal wurde der Blickpunkt Regensburg aufgelegt, der Tonfall der Gastrokritiken wurde schärfer. Beispiel Jenseits: „Am Römling eine absolute Hochburg unter den Studentenkneipen. Der Umzug ins neue Zuhause hinterließ nicht nur bei Szeneveteranen gemischte Gefühle. Die einen finden das neue Ambiente zum Heulen. Die anderen krallen sich mit gewohnt fester Hand in das hinübergerettete Thekenholz. Das Personal gefällt sich zum Teil in ruppigen Umgangsformen.“ Das war deutlich. Oft kleideten die Kritiker ihre Bewertung in feine Ironie. Nix los, als Gäste immer nur die gleichen drei Hanseln, das las sich so: „Hier genießen wahre Lebenskünstler die familär-intime Atmosphäre.“
Eine komplette Überarbeitung des Blickpunktes gab es 1996. Eine Truppe um RSZ-Allzweckwaffe Adrian Mühlbauer krempelte das Buch total um. Franz Pfeffer (heute Kulturreferent und Pressesprecher des Landkreises Schwandorf) möbelte den A–Z-Teil auf, es gab Regensburger Eigenheiten, sportliche Dramen, Stadtspaziergänge und erstmals Farbfotos.
Knallhart und schonungslos
Die Kritiken blieben. Für die nahm sich das Duo Kittel/Mühlbauer viele Weißbiere Zeit. Sie feilten an Formulierungen, bis die Wirte bleich und bleicher wurden, als sie ihre Bewertung lasen. Beispiele?
„Sudhaus: Das war mal was. Konsequentes Design und eine außergewöhnlich strenge Tür machten es zur In-Disco. Doch die Zeiten ändern sich. Heute verkehren hier Schnauzbart und Goldkettchen. Ob das noch lange gutgeht?“ (Im Nachhinein bewiesen die beiden hellseherische Qualitäten.)
„Bistro am Königshof: Bietet alles, was sich Japaner und andere Saupreiß‘n unter bayerischer Lebensart vorstellen.“
Das waren noch die gemäßigten Kritiken. Andere mussten sich mehr gefallen lassen: „kaum verhohlene Kinderunfreundlichkeit der Wirtin …“, „… der spröde Charme offenbart sich nur absoluten Kennern, die den Sinn für Ursprünglichkeit nicht eingebüßt haben“. Oder: „Schicki-Micki. Die Treppe zum ersten Stock ist zur Minirock-Zeit ein dicht umlagerter Sammelplatz für aufblickende Erotik-Solisten.“ Schließlich. „Es ist immer fatal, wenn sich ein niveaubefreiter Discobesitzer darin gefällt, seinen exaltierten Geschmack bei der Inneneinrichtung auszuleben.“
Das saß. Sowohl die 1996er- als auch die 1997er-Auflage waren in kurzer Zeit ausverkauft. Eine Neuauflage war mal geplant, wurde aber nie umgesetzt. Zu viele andere erfolgreiche Projekte verhinderten sie. (ssm)
Die „Nachgefragt“-Reihe
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- 26.09. Angstraum Regensburger Bahnhof?
- 20.09. Regensburger Vergewaltiger bleibt auf freiem Fuß – wurde er jetzt von aufgebrachten Bürgern verprügelt?
- 15.09. Bayern vor der Schicksalswahl – die Regensburger Direktkandidaten und ihre Positionen
- 05.09. Regensburg drangsaliert Wirtshäuser – Ausschankstopp für Kneitinger „Unter den Linden“
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- 25.08. Straftat in Kreis Kelheim – Täternationalität verschwiegen?
- 18.08. Selbstzensur bei der Polizei? Täternationalität wird verschwiegen
- 09.08. Das Staatsgeheimnis: Knapp 280.000 ausreisepflichtige Migranten in Deutschland – was kosten die eigentlich?
- 08.08. Nicht mal fünf Euro für drei Mahlzeiten? – Der Verpflegungsskandal in den Altenheimen
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- 22.05. Auflösung: Was zum Teufel ist das für ein Stollen? (Regensburger Unterwelten)
- 08.05. Was zum Teufel ist das für ein Stollen? (Regensburger Unterwelten)
- 02.05. Schmierer-Welterbestadt Regensburg?
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- 24.01. Martyrium für den Denkmalschutz? Prof. Egon Greipl vom Bayerischen Staat in den Ruin getrieben
- 24.01. Grüne fallen um, Containerdepot ist auf dem Weg
- 24.01. Nach Insiderinfo: Grüne stehen mal wieder vorm Umfallen
- 22.01. Kippt Projekt Containerdepot? CSU will Anwohner und Natur vor Flächenfraß schützen
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- 26.10. Ist zerstörte Natur zu ersetzen? (Flächenfraß in Regensburg, Teil III/III)
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- 23.09. Wolfgang Haarer: Rock ʼnʼ Roll und Eskapaden
- 23.09. Baumkiller „Sportpark Ost“? (Flächenfraß in Regensburg, Teil II/III)
- 19.09. Containerdepot der Bahn sorgt für Protest (Flächenfraß in Regensburg, Teil I/III)
- 13.09. Kunst darf alles – in Regensburg nicht?
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- Endlich Wahlen! – die Kommunalwahl in Regensburg
- Der Bürger will mitreden (Bürger, wehrt Euch!, Teil VI)
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- Erich Gohl: Was schiefgeht, hängt nicht
- Gehört die Stadt den Radl-Rambos? (Bürger, wehrt Euch!, Teil V)
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- Die Stadt mal wieder voll daneben (Bürger, wehrt Euch!, Teil IV)
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Nachgefragt:
- Dauerkarte I: Der Dauergast: Joachim Wolbergs (Korruptionsaffäre)
- Dauerkarte II: Der Abkassierer: Norbert Hartl
- Dauerkarte III: Unger, Unger immer wieder Unger!
- Die Baumpaten und das ökologische Bewusstsein der Stadtzeitung (RKK)
Die RSZ feiert 35-Jähriges! Mehr Artikel aus der Jubiläumsausgabe hier und nachfolgend:
- 1984
- Beamte, Busen, Paragraphen
- Die Goldgräberstimmung
- Schöne und nackte Mädchen
- Kurioses aus dem Anzeigenverkauf
- Der Kunde, der nie mehr kam
- Dauerkarte I: Der Dauergast: Joachim Wolbergs (Korruptionsaffäre)
- Dauerkarte II: Der Abkassierer: Norbert Hartl
- Peter K. und sein geheimnisvolles Buch
- Konservativ und unkonventionell
- Serie I: Regensburg – wie wir wurden, was wir sind
- Serie II: Besondere Plätze in Regensburg
- Das Scharfgericht für die Wirte
- Anekdoten aus 35 Jahren Regensburger Stadtzeitung
- Die Baumpaten und das ökologische Bewusstsein der Stadtzeitung (RKK)
- Serie III: Wie aus einer anderen Zeit
- Die Maulhelden und ihre Bücher
- Serie IV: In aller Herren Länder
- Serie V: Der Jahn von unten
- Die großartige Fußballkarriere der Stadtzeitung
- Die Stadtzeitung im Osten
- Der Mann, aus dem was wurde: Ulrich Lechte
- Die Frau, aus der was wurde: Juliette Greco
- Best-of Profile & Parolen
- Dauerkarte III: Unger, Unger immer wieder Unger!
- In & Out: Rückblick
- Der Veranstaltungsservice: Alles begann mit dem Bürgerfest
- Derblecken à la Regensburg
- Als der Papst kam
- Vom Sommerfest zum Truthahnfest
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- Wirbel um neue Taxi-App (Bürger, wehrt Euch!, Teil III)
- Außen pfui, innen – naja
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- Zwischen Knast und Freispruch (Korruptionsaffäre)
- Und sie schämen sich doch! (Bürger, wehrt Euch!, Teil II)
- Ein Mann und seine Welt
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- Nach Pleiten, Pech und Pannen: Showdown im Wolbergs-Prozess (Korruptionsaffäre)
- Grün kaputt in Kumpfmühl (Bürger, wehrt Euch!, Teil I)
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- Der gebrochene Mann (Korruptionsaffäre)
- Faule Tricks mit unseren Bäumen – kommt Stadthalle über die Hintertür? (RKK)
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- Gewogen und für zu leicht befunden? (Korruptionsaffäre)
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- Der Artikel, der bundesweit Wellen schlägt: Was ist los bei der Staatsanwaltschaft? (Korruptionsaffäre)
- Personalie Becker (Korruptionsaffäre)
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- Es bleibt – eine Tragödie (Korruptionsaffäre)
- Liebe, Bedingungslos (Korruptionsaffäre)
- Ein Ordnungsamt komplett daneben
- Bürger fordern: Stoppt das RKK-Monster! (RKK)
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- Neuer Ausschreibungsskandal um Mauschelein im Stadion? (Korruptionsaffäre)
- 600.000 Euro unterschlagen?
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- Joachim Wolbergs – eine Tragödie (Korruptionsaffäre)
- Und das wollt ihr alles zerstören! (RKK)
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- Wolbergs-Affäre – Walter tritt aus SPD aus (Korruptionsaffäre)
- Stadthalle: Der Widerstand wächst (RKK)
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- Anklage da! (Korruptionsaffäre)
- „Süddeutsche Zeitung“ weiter im Sinkflug
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- Wolbergs: Jetzt gehts los! (Korruptionsaffäre)
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- Der peinliche Sozi kapiert es nicht (Korruptionsaffäre)
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- Extra-Wurst für den OB a.D. (Korruptionsaffäre)
- Hartl, verschwinde! (Korruptionsaffäre)
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- Ein Mann und seine eigene Welt (Korruptionsaffäre)
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- Wie lange noch? (Korruptionsaffäre)
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- Spendenskandal (Korruptionsaffäre)
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- gepostet am: Sonntag, 01. September 2019