
Jubiläum | Der Veranstaltungsservice: Alles begann mit dem Bürgerfest
Peter Kittel 1997: Erstmals richtete er in jenem Jahr das komplette Bürgerfest aus.
Papstbesuche, Romantischer Weihnachtsmarkt, Maiandacht, Strudelrennen oder Presseball: All diese Höhepunkte des Regensburger Gesellschaftslebens werden oder wurden vom 1997 gegründeten Veranstaltungsservice ausgerichtet. Dessen Ursprünge reichen aber viel weiter zurück.
Schritt 1: Test-Auftritt
Die beliebteste Veranstaltung der Stadt gab es seit 1973 alle zwei Jahre: das Bürgerfest. Kittel nutzte es, um sich und sein Medium im Bewusstsein der Regensburger zu verankern. Am Fischmarkt hatte er 1992 einen Stand, es gab Postkarten mit dem sich herabbeugenden Dommännchen, das noch heute seine Einladungen zu seinen Festen ziert. Dazu Buttons und Informationen über die Stadtzeitung.
Der Auftritt sorgte für einen Imagegewinn und mehr Popularität. Gleichzeitig aber war Kittel während der drei Tage immer wieder durch die Stände geschlendert und dachte sich: „Das kann ich besser.“
Schritt 2: Rockzipfel
1995 bewarb sich der Jung-Unternehmer wieder für das Bürgerfest. Diesmal wollte er aber den Grieser Spitz in Eigenregie übernehmen. Im Klartext: Keine finanzielle Belastung für die Stadt, dafür lässt die ihm freie Hand bei Gestaltung und Vermarktung des Areals zwischen Wassergasse und Naherholungsgebiet. In der Bewerbung nannte er seine Zugpferde: „Sacco & Mancetti“ und „Luis Trinkers Höhenrausch“.
Die Stadt ging auf den Deal ein, was für unterschiedliche Bewertungen sorgte. Die Bürgerfest-Urväter Gerhard Sandner und Klaus Caspers (unterstützt vom von der Stadt subventionierten Alte-Mälzerei-Geschäftsführer Joachim Wolbergs) warnten vor der Kommerzialisierung des Fest-Gedankens.
Ein anderer Impresario zeigte sich begeistert: Günter Schießl, Initiator des sagenumwobenen „Woche-Festivals“ im Villapark, begrüßte die Initiative Kittels ausdrücklich, die Stadt zu entlasten und auf eigenes Risiko einen Teilbereich des Bürgerfestes zu übernehmen.
Das Rathaus war damals in Hand der SPD. Doch selbst Kulturchef Peter Hofmarksrichter und die „rote“ Christa Meier waren von dem schlüssigen Konzept überzeugt. Kittel durfte also rocken – und die Regensburger rockten mit. Schließlich gab es am Rockzipfel das beste Musikprogramm der drei Tage.
Schritt 3: 850 Jahre Steinerne Brücke
Regensburgs Wahrzeichen Nummer 1 feierte 1996 850. Geburtstag. Nach elf Jahren Bauzeit war die Steinerne Brücke 1146 fertig geworden. Deshalb wurde 1996 Brückenfest gefeiert.
Nach seinen Erfahrungen des Vorjahres bewarb sich Peter Kittel mit seiner Stadtzeitung wieder um den Rockzipfel. Nach ihren Erfahrungen des Vorjahres gab ihm die Stadt das Areal gerne.
Es sollte der Durchbruch für den aufstrebenden Veranstaltungsmanager werden: 25.000 Besucher pilgerten an den Grieser Spitz – bei weitem nicht nur die klassische Zielgruppe der 16- bis 40-Jährigen. „Es war eine Mischung aus allen Alters- und Bevölkerungsgruppen“, berichtete die Mittelbayerische Zeitung.
Freilich hatte Kittel wieder auf Stimmungsgranaten gesetzt. Neben den „Saccos“ und „Luis Trinkers“ kamen auch „Subway to Sally“ eigens aus Berlin.

Kittel war Gewinner des Brückenfestes. Ihm war sein Part gelungen, das wusste er auch selbst. Und sagte sich: „Warum eigentlich nicht das große Ganze?“ Erneut feilte er an einem Konzept. Das war schlüssig: Das Bürgerfest hatte die Stadt immer 500.000 Mark gekostet. Kittel will die Hälfte als Zuschuss und regelt den kompletten Festbetrieb selbst.
Die Stadt konnte nicht widerstehen. Kittel gründete die „Veranstaltungsservice Regensburg GbR“. Mit zwei Partnern: Mobile e. V. , dem Verein, der vormals das Festival am Sarchinger Weiher organisiert hatte (mit einem unvergesslichen Auftritt von ZZ Top). Und der Donau-Eventmarketing GmbH, einer MZ-Tochter. Er bekam den Zuschlag.

Im alten Personalverwaltungsgebäude der Mittelbayerischen Zeitung war der Veranstaltungsservice angesiedelt, die Stadtzeitung bezog Räume im gleichen Haus. Zur Organisation des Bürgerfestes zog sich Peter Kittel zwei Power-Frauen an Land: Sabine Schlosser, ungemein agile Marktredwitzerin und Daniela Nützel, nicht minder umtriebiger Lockenkopf aus Grünthal. Dem Charme dieses Duos konnte niemand widerstehen.
Sie planten und machten, schufteten und überzeugten. Sorgten für Genehmigungen, machten Schwieriges leichter. Standen in der Kritik derjenigen, die auch gerne am Fest partizipiert hätten. Dabei reichte ihnen Kittel die Hand, band die Freien Initiativen ein. Das Fest wurde trotz miesem Wetter ein großer Erfolg. Der Grundstein für den Veranstaltungsservice war gelegt. (ssm)
Die „Nachgefragt“-Reihe
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- gepostet am: Sonntag, 01. September 2019