
Flächenfraß in Regensburg | Ist zerstörte Natur zu ersetzen?
Ersatzpflanzungen für gefällte Bäume – ökologisch sinnvoll oder behörlicher Taschenspielertrick? (Symbolfoto)
Immer mehr Biotope fallen dem Flächenfraß der Stadt Regensburg zum Opfer. Bäume werden gefällt. Die Versiegelung des Stadtgebietes schreitet voran. Gemäß dem Leitfaden „Bauen im Einklang mit Natur und Landschaft“ des Bayerischen Staatsministeriums für Landesentwicklung und Umweltfragen wird Ersatz für die zerstörte Natur geschaffen. Neue Bäume hier, Flächenentsiegelung da. Wird die Natur einfach nur in die Randgebiete der Stadt Regensburg verlegt? Sind die Ersatzmaßnahmen klimatechnisch ausreichend? Wir haben nachgefragt.
Wir wollen von der Stadt Regensburg wissen, wie viele Flächen in den letzten drei Jahren in Regensburg ver- und entsiegelt wurden. Man antwortet uns: „Die Stadt erhebt keine Daten zur Versiegelung. Ggfs. kann das Bay. Landesamt für Statistik dazu Daten liefern.“ Also fragen wir dort nach. Das Bayerische Landesamt für Statistik stellt uns genaue Daten über die Flächen und Flächennutzungsarten der Stadt Regensburg zur Verfügung, jedoch schreibt man uns: „Unsere Auswertungen wie auch die zugrunde liegenden Daten lassen keine Rückschlüsse auf Anteile ver- bzw. entsiegelter Flächen und entsprechende Flächen zu.“
Versiegelung einer Grünfläche: Am Ostbahnhof in Regensburg soll ein Containerdepot entstehen.
© Lukas N. Wuttke
Glimpflicher geht es beim geplanten „Sportpark Ost“ zu: Hier baut man größtenteils um die Biotope herum.
© Lukas N. Wuttke
Wie steht es um Baumfällungen in Regensburg und deren Ersatz? Die Stadt Regensburg gibt an: „2019 wurden 289 Bäume gefällt und 607 als Ersatz gepflanzt, 2020 wurden 324 Bäume gefällt und 636 als Ersatz gepflanzt, 2021 wurden 341 Bäume gefällt und 441 als Ersatz gepflanzt.“ Das sieht auf den ersten Blick ganz gut aus. Aber wie steht es um die Qualität der Ersatzbäume? Wie alt müssen sie sein? Welchen Stammumfang müssen sie haben? Wie viele Bäume müssen nachgepflanzt werden? Die Stadt antwortet uns: Der Stamm werde in einem Meter Höhe gemessen. Für einen Stammumfang von 101–130 cm müssten zwei Bäume als Ersatz gepflanzt werden, für einen Stammumfang für 131–170 cm drei Bäume, für einen Stammumfang von 171–210 vier Bäume usw. Die Ersatzpflanzungen müssten drei oder vier Mal verschult worden sein (sind also mehrere Jahre alt). Der Stammumfang solle je nach Wuchsordnung etwa 14–20 cm betragen. Das sind zwar keine Setzlinge mehr, aber ein 60 Jahre alter Baum ist nicht durch Neupflanzungen mit so geringem Stammumfang zu ersetzen. Oder?

Raimund Schoberer fährt fort: „Grundsätzlich haben wird eine überbordende Verdichtung der Stadt. Es wurden in den letzten rund 10 Jahren alleine über 100.000 m² amtlich kartierte Biotopflächen im zentralen Stadtbereich überbaut bzw. vernichtet und weitere 50.000 m² sollen folgen. Die Ausgleichsflächen sind i. d. R. am Stadtrand bzw. sogar im Landkreis. Mit den neuen Baugebieten und der Nachverdichtung sind viele Grün- und Klimaflächen verloren gegangen und stehen auch aktuell weiterhin im Feuer. Vor dem Hintergrund der sich gerade auch in Regensburg abzeichnenden dramatischen und lebensbedrohlichen Auswirkungen des Klimawandels ist der Erhalt von Bäumen und Klimaflächen zentral wichtig und dennoch nicht ansatzweise im Stadtrat und der Stadtverwaltung angekommen. Es braucht hier einen sofortigen Stopp jeglichen Grünverlustes und, analog zu anderen Städten, eines mutigen Konzepts für Entsiegelung und Grünflächen und neue Bäume, Alleen und Stadtparks, die den Namen verdienen. Wir brauchen grüne und blaue Infrastruktur im Sinne einer ‚Schwammstadt‘.“
Grafik: Diese Biotope in Regensburg wurden seit 2007 zerstört oder sollen noch zerstört werden.
© Bund Naturschutz Regensburg
Die Flächenversiegelung nimmt im Klimawandel eine relevante Negativrolle ein. Die Stadt Regensburg muss umdenken. Aber nicht nur der Stadtrat und die Verwaltung, sondern auch der Bürger. Der einfachste Weg, ökologisch zu wirken, beginnt im eigenen Garten. Ökologische Barbareien wie Steinschüttungen und Steingärten sind leider ein alltäglicher Anblick. Warum nicht einfach mal den Garten sprießen lassen und einen Lebensraum für Bienen und Insekten schaffen? Das spart Zeit und ist gut für die Umwelt. Wie stemmt sich der Regensburger Bürger gegen den Klimawandel? Einsendungen aller kleinen, privaten Klimaschutz-Ideen unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder über das Kontaktformular, Betreff: Klimaschutz. Wir bleiben dran! (lnw)
Zu Teil I der Serie „Flächenfraß in Regensburg“: „Containerdepot der Bahn sorgt für Protest“
Zu Teil II der Serie „Flächenfraß in Regensburg“: „Baumkiller ‚Sportpark Ost‘?“
Die „Nachgefragt“-Reihe
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- 26.09. Angstraum Regensburger Bahnhof?
- 20.09. Regensburger Vergewaltiger bleibt auf freiem Fuß – wurde er jetzt von aufgebrachten Bürgern verprügelt?
- 15.09. Bayern vor der Schicksalswahl – die Regensburger Direktkandidaten und ihre Positionen
- 05.09. Regensburg drangsaliert Wirtshäuser – Ausschankstopp für Kneitinger „Unter den Linden“
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- 25.08. Straftat in Kreis Kelheim – Täternationalität verschwiegen?
- 18.08. Selbstzensur bei der Polizei? Täternationalität wird verschwiegen
- 09.08. Das Staatsgeheimnis: Knapp 280.000 ausreisepflichtige Migranten in Deutschland – was kosten die eigentlich?
- 08.08. Nicht mal fünf Euro für drei Mahlzeiten? – Der Verpflegungsskandal in den Altenheimen
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- 22.05. Auflösung: Was zum Teufel ist das für ein Stollen? (Regensburger Unterwelten)
- 08.05. Was zum Teufel ist das für ein Stollen? (Regensburger Unterwelten)
- 02.05. Schmierer-Welterbestadt Regensburg?
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- 24.01. Martyrium für den Denkmalschutz? Prof. Egon Greipl vom Bayerischen Staat in den Ruin getrieben
- 24.01. Grüne fallen um, Containerdepot ist auf dem Weg
- 24.01. Nach Insiderinfo: Grüne stehen mal wieder vorm Umfallen
- 22.01. Kippt Projekt Containerdepot? CSU will Anwohner und Natur vor Flächenfraß schützen
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- 26.10. Ist zerstörte Natur zu ersetzen? (Flächenfraß in Regensburg, Teil III/III)
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- 23.09. Wolfgang Haarer: Rock ʼnʼ Roll und Eskapaden
- 23.09. Baumkiller „Sportpark Ost“? (Flächenfraß in Regensburg, Teil II/III)
- 19.09. Containerdepot der Bahn sorgt für Protest (Flächenfraß in Regensburg, Teil I/III)
- 13.09. Kunst darf alles – in Regensburg nicht?
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- Endlich Wahlen! – die Kommunalwahl in Regensburg
- Der Bürger will mitreden (Bürger, wehrt Euch!, Teil VI)
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- Erich Gohl: Was schiefgeht, hängt nicht
- Gehört die Stadt den Radl-Rambos? (Bürger, wehrt Euch!, Teil V)
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- Die Stadt mal wieder voll daneben (Bürger, wehrt Euch!, Teil IV)
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Nachgefragt:
- Dauerkarte I: Der Dauergast: Joachim Wolbergs (Korruptionsaffäre)
- Dauerkarte II: Der Abkassierer: Norbert Hartl
- Dauerkarte III: Unger, Unger immer wieder Unger!
- Die Baumpaten und das ökologische Bewusstsein der Stadtzeitung (RKK)
Die RSZ feiert 35-Jähriges! Mehr Artikel aus der Jubiläumsausgabe hier und nachfolgend:
- 1984
- Beamte, Busen, Paragraphen
- Die Goldgräberstimmung
- Schöne und nackte Mädchen
- Kurioses aus dem Anzeigenverkauf
- Der Kunde, der nie mehr kam
- Dauerkarte I: Der Dauergast: Joachim Wolbergs (Korruptionsaffäre)
- Dauerkarte II: Der Abkassierer: Norbert Hartl
- Peter K. und sein geheimnisvolles Buch
- Konservativ und unkonventionell
- Serie I: Regensburg – wie wir wurden, was wir sind
- Serie II: Besondere Plätze in Regensburg
- Das Scharfgericht für die Wirte
- Anekdoten aus 35 Jahren Regensburger Stadtzeitung
- Die Baumpaten und das ökologische Bewusstsein der Stadtzeitung (RKK)
- Serie III: Wie aus einer anderen Zeit
- Die Maulhelden und ihre Bücher
- Serie IV: In aller Herren Länder
- Serie V: Der Jahn von unten
- Die großartige Fußballkarriere der Stadtzeitung
- Die Stadtzeitung im Osten
- Der Mann, aus dem was wurde: Ulrich Lechte
- Die Frau, aus der was wurde: Juliette Greco
- Best-of Profile & Parolen
- Dauerkarte III: Unger, Unger immer wieder Unger!
- In & Out: Rückblick
- Der Veranstaltungsservice: Alles begann mit dem Bürgerfest
- Derblecken à la Regensburg
- Als der Papst kam
- Vom Sommerfest zum Truthahnfest
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- Wirbel um neue Taxi-App (Bürger, wehrt Euch!, Teil III)
- Außen pfui, innen – naja
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- Zwischen Knast und Freispruch (Korruptionsaffäre)
- Und sie schämen sich doch! (Bürger, wehrt Euch!, Teil II)
- Ein Mann und seine Welt
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- Nach Pleiten, Pech und Pannen: Showdown im Wolbergs-Prozess (Korruptionsaffäre)
- Grün kaputt in Kumpfmühl (Bürger, wehrt Euch!, Teil I)
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- Der gebrochene Mann (Korruptionsaffäre)
- Faule Tricks mit unseren Bäumen – kommt Stadthalle über die Hintertür? (RKK)
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- Gewogen und für zu leicht befunden? (Korruptionsaffäre)
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- Es bleibt – eine Tragödie (Korruptionsaffäre)
- Liebe, Bedingungslos (Korruptionsaffäre)
- Ein Ordnungsamt komplett daneben
- Bürger fordern: Stoppt das RKK-Monster! (RKK)
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- Wolbergs-Affäre – Walter tritt aus SPD aus (Korruptionsaffäre)
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- gepostet am: Mittwoch, 26. Oktober 2022