Nachgefragt | Angstraum Regensburger Bahnhof?

Nachgefragt | Angstraum Regensburger Bahnhof?

Der Regensburger Bahnhof – ein Angstraum in Stadtmitte?

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Der Bahnhof ist der verkehrliche Dreh- und Angelpunkt Regensburgs – und er wird immer mehr zum Angstraum. Insbesondere für Frauen, Mädchen, Kinder, die die Bahn oder den Bus am angrenzenden Busbahnhof nutzen müssen. Und während der mehr und mehr verwahrlosende Neupfarrplatz relativ leicht zu umgehen ist, ist das beim Bahnhof kaum möglich, wenn man auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen ist. Wie begegnet die Polizei dem zunehmenden sicherheitspolitischen Versagen in Deutschland und entsprechend auch in Regensburg? Wir haben nachgefragt.

Bahnhof-Schwammerl im Brennpunkt

Wie schätzt die Polizei die Lage am Regensburger Hauptbahnhof (etwa vom Peterskirchlein bis zum Carl-Anselm-Denkmal) ein? Die Pressestelle des Polizeipräsidiums Oberpfalz antwortet uns: „2023 stellte die Polizei fest, dass die Kriminalität im Bahnhofsumfeld zunahm. Vor allem im Umfeld des sogenannten Schwammerl trafen sich größere Personengruppen, von denen Straftaten verübt wurden. Neben Betäubungsmitteldelikten konnte hier eine Zunahme bei den Raub-, Körperverletzungs- und Eigentumsdelikten festgestellt werden. Weiter kam es zu einem gehäuften Beschwerdeaufkommen aus der Bevölkerung, aufgrund von Ordnungsstörungen (Müll, Lautstärke, Urinieren, ect.)."

2Bei Tag ein Ort der Erholung, bei Nacht ein Ort der Gewalt?
Bild: LNW

Straftaten: Trend steigend?

Welche Straftaten werden dort genau begangen? Das Polizeipräsidium Oberpfalz liefert Zahlen aus der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) von Delikten, die im Bahnhofsviertel begangen wurden:

PKS Bahnhofsviertel
 2018  2019  2020  2021  2022
gesamt  875  837  575  530  748
Roheitsdelikte  134  125  96  72  92
davon Raub  7  3  2  3  5
davon Körperverletzungs-Delikte  116  112  80  64  70
Diebstahl  155  148  112  81  114
davon Fahrraddiebstahl  69  73  57  28  49
Sachbeschädigung  47  36  22  25  68
Betäubungsmittel-Delikte 315 366 186 197 248
davon Heroin 53 64 58 108 77
davon Cannabis 182 234 89 53 136

Die Polizei kommentiert: „Der Trend für 2023 ist ansteigend. Die Zahlen lagen 2022 im Vergleich noch niedriger als im Jahr 2019 (vor der Corona-Pandemie). Zahlen aus 2023 liegen erst im nächsten Jahr vor.“ Die Dunkelziffer ist mutmaßlich noch viel höher. Was überrascht: Es tauchen keine Sexualdelikte in der Statistik auf.

1In der Fürst Anselm Allee tummeln sich bei Nacht dunkle Gestalten.
Bild: LNW

Drogen in Regensburg?

Am Bahnhof herrschen Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz vor. Die Polizeiinspektion Oberpfalz schreibt: „Die Polizei stellt im Bereich des Regensburger Hauptbahnhofs mehr Betäubungsmitteldelikte fest, als im übrigen Stadtbereich. Die Anzahl der festgestellten Betäubungsmitteldelikte steigt ortsunabhängig regelmäßig mit der Anzahl der durchgeführten Kontrollen.“

Statistik: Ausländer dominieren den Angstraum Bahnhof

Wir wollen wissen, welche Nationalitäten die Straftäter am Bahnhof jeweils haben. Das Polizeipräsidium Oberpfalz antwortet: „Im Jahr 2022 wurde im Bahnhofsviertel 406 Tatverdächtige ermittelt. Hiervon hatten 262 die deutsche Staatsbürgerschaft. [...] Der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen betrug 2022 somit etwa 35%.“ 2022 lebten in Regensburg 154.856 Menschen, davon 125.964 Deutsche und 28.892 Ausländer (wir haben berichtet). Das sind 81 % Deutsche und 19 % Ausländer. Setzt man die Zahl der Delikte, die von Ausländern begangen wurden, nun zu den Bevölkerungszahlen in Relation, ergibt sich, dass prozentual gesehen etwa 2,5 Mal so viele Straftaten von Ausländern begangen werden wie von Deutschen. Über Deutsche mit Migrationshintergrund gibt es in der Statistik keine gesonderten Informationen.

Welche Nationalitäten?

Das Polizeipräsidium Oberpfalz fährt fort: „Die fünf häufigsten Nationalitäten der nichtdeutschen Tatverdächtigen mit der zugehörigen Anzahl waren:“

Nationalität
Tatverdächtige
Irak 16
Syrien, Arabische Republik 15
Albanien 14
Bulgarien 12
Rumänien 10

Personenkontrolle aufgrund von Hautfarbe: unzulässig

Einerseits begehen im Bahnhofsbereich prozentual gesehen mehr Ausländer Straftaten als Deutsche. Andererseits nähme man Personengruppen für die Taten Einzelner in Sippenhaft, wenn das physische Erscheinungsbild (z.B. Hautfarbe) als Entscheidungsgrundlage für polizeiliche Maßnahmen (z.B. Personenkontrollen) herangezogen werden würde. Wie steht die Polizei zu dieser Praxis, dem sogenannten „Racial Profiling“? Das Polizeipräsidium Oberpfalz antwortet knapp: „Racial Profiling ist unzulässig. Personenkontrollen finden nach objektiven Erkenntnisquellen statt.“

 


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Am Neupfarrplatz nichts Neues?

Gibt es abgesehen vom Bahnhof noch mehr Kriminalitätshotspots in Regensburg? Man schreibt uns: „Neben dem Bereich um den Hauptbahnhof gibt es keine Kriminalitätsschwerpunkte in Regensburg.“ Nach Stadtzeitungs-Informationen kommt es jedoch am Neupfarrplatz immer öfter zu Gewalt. Auch Müll und Schmierereien, vor allem am evangelischen Gotteshaus Neupfarrkirche, werden dort immer mehr zum Problem. Wir bitten um eine zahlenmäßige Erhebung von Straftaten für den Neupfarrplatz. Die Polizei übermittelt uns die Zahlen aus der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS):

PKS Neupfarrplatz - Tatörtlichkeiten außerhalb geschlossener Räume 2018  2019   2020  2021  2022
Straftaten gesamt  59  73  73  90  92
Roheitsdelikte  15  15  18  33  27
Diebstahl  17  32  16  19  25
Sachbeschädigung  17  7  19 14   26
Betäubungsmittel-Delikte  1  7  6  8  3

Die Polizei kommentiert: „Mit statistisch weniger als 2 Straftaten pro Woche im öffentlichen Raum, bildet der Neupfarrplatz keinen Kriminalitäts-Schwerpunkt.“ Was die Polizei nicht sagt: Die Dunkelziffer ist höher. Jede der Schmierereien am Neupfarrplatz ist beispielsweise eine Straftat, nämlich mindestens Sachbeschädigung. Wenn die Sachbeschädigung aber nicht mehr angezeigt wird, weil ohnehin schon alles beschmiert ist, gibt es auch keine statistisch erfasste Straftat. Laut Statistik gibt es also kein Problem. Einen Eindruck der außerstatistischen Realität kann man an der Fassade der beschmierten Neupfarrkirche sehen.

4Verkehrshotspot Bahnhof und Busbahnhof: Was tut die Polizei, um die Sicherheit wiederherzustellen?
Bild: LNW

Was tut sich bei der Polizei?

Dass sich der Bereich um den Bahnhof als Angstraum etabliert hat, bereitet der Polizei erhebliche Sorgen. Wie geht man dagegen vor? Das Polizeipräsidium Oberpfalz erklärt: „Um einerseits gegen die festgestellte Kriminalität vorzugehen und gleichzeitig die subjektive und objektive Sicherheitslage in diesem Bereich zu verbessern, hat die Polizei seit Anfang August 2023 ihre Präsenz im Bahnhofsumfeld massiv erhöht. Nach ersten Einschätzungen zeigen die Maßnahmen auch bereits Wirkung.“

Pferde gegen Kriminelle?

In einer Pressemitteilung der Polizeiinspektion Regensburg Süd vom 20.09.2023 steht: „Zum 01.09.2023 konnte die Polizeiinspektion Regensburg Süd insgesamt acht neue Kolleginnen und Kollegen in ihren Reihen begrüßen. [...] Besonders hervorzuheben ist dabei auch die Präsenz- und Kontrolltätigkeit im Bereich des Bahnhofsumfelds, was deutlich zu Lasten der Einsatzstunden der Kolleginnen und Kollegen geht. Hierzu ist seit kurzem auch Unterstützung in Form der Reiterstaffel aus Mittelfranken in der Domstadt unterwegs.“ Kann eine Reiterstaffel die wachsenden Angsträume in Regensburg auflösen? Wir werden berichten. (lnw)
 
Welche Angsträume kennt Regensburg noch? Schreiben Sie uns unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 


 

Update: „Sexualdelikte am Bahnhof: hoher Ausländeranteil“

 


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