Nachgefragt | Kippt Projekt Containerdepot? CSU will Anwohner und Natur vor Flächenfraß schützen

Nachgefragt | Kippt Projekt Containerdepot? CSU will Anwohner und Natur vor Flächenfraß schützen

Fällt das Biotop der Industrie zum Opfer?


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Die Fronten verhärten sich. Am Ostbahnhof soll ein neues Containerdepot der Bahn entstehen, dafür will man eine große Grünfläche bebauen (siehe RSZ: „Containerdepot der Bahn sorgt für Protest“, 19.09.2022). Die CSU-Stadtratsfraktion will dem vorgelegten Satzungsbeschluss am kommenden Dienstag, 24.01.2023, nicht zustimmen.

Rückblick

Am Ostbahnhof soll eine 12,5 ha große Grünfläche zum Containerdepot werden. Hiermit schafft man Stellflächen für Container, die auf Züge oder LKWs verladen werden. Die Schäden an der Umwelt will man mit Ausgleichsflächen kompensieren. Der Bund Naturschutz und die Anwohner protestieren. Mit dem Projekt soll eines der größten zusammenhängenden Biotope in Regensburg zerstört werden. Außerdem steigt die Lärmbelastung im Wohnviertel.

IHK: Grundstück ist optimal

Vor dem Hintergrund der Abstimmung über den Bebauungsplan im Stadtrat wendet sich die IHK in einem offenen Brief an die CSU-Fraktion, die angekündigt hat, dem Plan nicht zuzustimmen. Die IHK will als industrieller Interessenverband eine Verzögerung des Projekts zugunsten der Investoren verhindern. Sie schreibt, dass der Ausbau des Kombinierten Ladungsverkehrs und der Verlagerung des Güterverkehrs „von der Straße auf die Bahn“ im Koalitionsvertrag geregelt sei und man sich über diese Meinungsänderung wundere. Denn das Containerdepot leiste einen Beitrag zur Klimaneutralität. Außerdem seien dringend mehr Leercontainerstellflächen in Regensburg notwendig und das Grundstück sei optimal an das Schienen-, das Straßennetz und an den Hafen angebunden.

Logistikinitiative Regensburg: Es gibt keine Alternative

Auch die Logistikinitiative Regensburg e.V. wendet sich an die CSU-Fraktion: Das geplante Containerdepot sei umweltfreundlich, weil die Container nicht über LWK bewegt werden, sondern über Schienen. Die Straßen noch mehr zu belasten, würde dem Wirtschaftsraum Regensburg schaden – die Terminals und Leercontainerdepots in Regensburg seien schon voll ausgelastet. Zum Standort Ostbahnhof gebe es keine Alternative. Ferner sehe man keine Nähe zu Wohnbebauungen.

Anwohnerkritik wird übergangen

11 Bernadette Dechant, Jeanne d'Arc des Ostenviertels: Tapferer Kampf gegen Naturzerstörung und Flächenversiegelung. © Bernadette Dechant

Bernadette Dechant, die stellvertretende CSU-Fraktionsvorsitzende und Sprecherin der Bürgerbewegung „Innerer Stadtosten – Hohes Kreuz“, lässt sich nicht beirren: Die Nähe zum Wohnviertel liege auf der Hand. Sie bemängelt, dass weder die Stadt noch die Bahn auf die Anwohnerkritik eingegangen seien. In den Punkten Lärmschutz, Naturschutz und Klimaschutz hätte man Kompromisse finden können. Die in der Großlogistik üblichen „Ganzzüge“ beispielsweise würden nicht auf das zu kurze Gelände des geplanten Containerdepots passen. Sie müssten auf Rangiergleisen lautstark getrennt, bewegt und wieder zusammengekoppelt werden. Lärmschutz sei aber in der Planung überhaupt nicht berücksichtigt worden.

Es bleiben offene Fragen

Viele Fragen seien nicht beantwortet worden: Warum sollen leere Container nach Regensburg gebracht werden, um Regensburg wieder leer zu verlassen? Warum gibt es eine 100 Meter lange Verladeanlage und 15 LKW-Stellplätze, wenn der Verkehr über die Bahn erfolgen soll? Wer garantiert, dass die anderen Containerstellflächen und Leercontainerterminals im Stadtgebiet geschlossen werden, sobald das Containerdepot am Ostbahnhof eröffnet wird? Ebenso nicht beachtet sei die Frage der Wasserhaltung bei Starkregenereignissen, der Hitzeemission, des Natur- und Artenschutzes, der Verkehrserschließung und der Gleiszuführung.

Stadtverwaltung auf dem Holzweg

Bernadette Dechant resümiert: „Die Stadtverwaltung verfährt wie so oft, durch undurchsichtige Abwägungsverfahren diese Einwendungen abzubügeln, ohne in der Sache tatsächlich Abhilfe zu schaffen und vom künftigen Betreiber notwendige Aktivmaßnahmen zu fordern. Leidtragende sind schließlich dann die anwohnenden Bürger, die Natur, der Umweltschutz.“

2Welche Lärmbelästigung haben die Anwohner im inneren Stadtosten durch Rangierbewegungen zu erwarten?
© Lukas N. Wuttke

Verraten die Grünen ihre Ideale?

Die Stimmen von Anwohnern sowie von Naturschützern werden von den Industrieinteressenverbänden kaum wahrgenommen und heruntergespielt. Im Stadtrat erreicht dieser Konflikt am kommenden Dienstag, 24.01.2023, bei der Abstimmung über den Bebauungsplan seinen ersten Höhepunkt. Die MZ berichtet, dass SPD, Freie Wähler, Brücke und FDP dem Antrag zustimmen werden. Das reicht für eine Mehrheit nicht. Unberechenbarer Wackelkandidat allerdings: Die Grünen. Eigentlich haben sie sich bereits gegen das Containermonster positioniert. Zwischenzeitlich senden sie aber Signale, die ihre Kernanhängerschaft zutiefst verstören: Fallen sie um und biedern sich der SPD als Machtalternative zur CSU an? Sollte es tatsächlich so kommen, ist das Schicksal einer der letzten unversiegelten Biotopflächen im Stadtgebiet von Regensburg besiegelt. Wir werden berichten. (lnw)


 

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© Regensburger Stadtzeitung