Nachgefragt | Umweltsünder Anglerbund Regensburg?

Nachgefragt | Umweltsünder Anglerbund Regensburg?

Alte Boote und ein Schwan – Umweltsünde oder Biotop?

Ein normaler Nachmittag im Büro. Dann kommt ein ungewöhnlicher Anruf. Ein aufgebrachter Leser steckt der Stadtzeitung Informationen über Umweltsünden im Mintrachinger Forst. Im Mittelpunkt steht der Anglerbund Regensburg mit seinem ersten Vorstand Hans Holler. Die Kritikpunkte sind mannigfach und ausführlich:

Unser Informant übt Kritik

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Die Waldwege seien bis zu den Angelweihern mit Kies aufgeschüttet worden, um mit den Autos reinzufahren zu können. Das Naturschutzgebiet werde zubetoniert und verschandelt, Blindschleichen würden regelmäßig totgefahren werden. An einem schrottreifen Wellblechschuppen an einem der Weiher blättere der Lack ab. In die Natur. Das sei Umweltverschmutzung. Abfall, den niemand entsorge. Und dann gebe es eine schwimmende Blechhütte auf dem See. Die sei zuerst gar nicht befestigt gewesen; dann habe es vermutlich jemand bemängelt. Außerdem verstoße die Hütte sicher gegen eine Blitzschutzverordnung wegen fehlender Erdung. Weiterhin sei das Ufer des großen Weihers gesäumt von gammelnden Booten, von denen man nicht mehr wisse, wem sie gehören. Der Vereinsvorsitzende Hans Holler habe sie entsorgen lassen wollen, aber da gebe es Scherereien mit dem Landratsamt, das die Entsorgung nicht genehmigt habe. Überhaupt gebe es enorme Müllansammlungen überall, wo die Fischer seien. Jahrelang sollen die Fischer Plastik rumliegen lassen haben. Gefährlich seien auch morsche Bäume auf dem Gelände des Anglerbundes. Zwei Bäume habe es schon umgehauen, die jemanden hätten erschlagen können. Jetzt stünden dort immer noch ein paar Bäume, die jeden Moment umfallen könnten. Ob es denn dort keine Wegesicherung gebe, fragt der Informant. Überhaupt habe der Anglerbund sehr viel Geld. Da sei irgendwas faul. Aber weder für Umweltschutz noch für den eigenen Verein tue der Anglerbund etwas. Die Angler säßen teilweise tagelang draußen, bauten riesige Zelte auf. Das habe nichts mehr mit Tierschutz oder Naturschutz zu tun. Der Vorsitzende Hans Holler sei so ein Märchenerzähler, der für Umweltschutz werbe. So das stark verkürzte Plädoyer des Informanten.

9aAlte Boote – die deutsche Verwaltung verhindert eine Entsorgung.
© Lukas N. Wuttke

Aber immer noch nicht genug – der Anrufer wartet noch mit Anekdoten aus erster und zweiter Hand auf. Im letzten Jahr nämlich, als die Wege mit Kies aufgeschüttet wurden, habe der Vorstand Hans Holler seine Zigaretten einfach im Umweltschutzgebiet weggeschmissen. Er sei darauf angesprochen worden und habe dann gesagt: „Wir wissen das schon, wir kümmern uns drum.“ Weiterhin gebe es Auseinandersetzungen von Fischern mit Badegästen am Almer Weiher. Der Vorstand habe sogar den Weiher einmal über das Verwaltungsgericht für Badegäste sperren lassen wollen, habe aber verloren. Jedenfalls soll einmal ein Fischer im Mercedes am Badestrand Vollgas gegeben haben. Mit Absicht. Nur um die Badegäste zu ärgern. Einmal habe ein Fischer sein Boot auf dem Wasser mit Sprühdosen besprüht. Und einmal hätten Angler hageldichtvoll am Weiher geangelt. Einer davon sei dann mehrmals umgefallen. Die Polizei sei da gewesen, das habe ein Bekannter gesehen. Wenn einer nicht mehr stehen könne, könne er doch keinen Tierschutz mehr beachten.

Ortstermin: Landschaftsschutzgebiet Mintrachinger Forst

Wir wollen uns selbst ein Bild vor Ort machen. Wir fahren über die B8 nach Geisling und biegen rechts ab auf die Staatsstraße 2329 und in den Mintrachinger Forst hinein. Die meisten Weiher dort sind Privateigentum vom Anglerbund Regensburg. Unser Redakteur geht sie systematisch ab und sucht nach den genannten Umweltsünden.

Die Schotterwege? Die gibt es, Beton gibt es keinen. Der Wellblechschuppen? Der Lack blättert ein wenig ab und liegt auf dem Boden. Die Hütte im See? Hier scheint es kein offensichtliches Problem zu geben. Die alten Boote? Die gibt es. Alt sehen sie aus, aber größtenteils nicht wirklich kaputt. Ein Fischer vor Ort erzählt unserem Redakteur, die Boote seien noch in Verwendung. Vielleicht weiß es der Mann nicht besser. Der Müll? Hält sich in Grenzen. Hier und da einzelne Plastikschnipsel. „Enorme Müllansammlungen“ gibt es nicht. Hier gehen Menschen genauso mit der Natur um wie inzwischen leider fast überall – nicht besser, nicht schlechter. Feuerstellen, die laut Beschilderung verboten sind, finden wir vor. Morsche umgestürzte Bäume? Gibt es. Aber die sind nicht umgestürzt, sondern gefällt worden. Direkt daneben stehen ein paar mindestens ebenso morsche Bäume. Totholz ist jedoch generell wichtig für die Kleinstlebewesen im Wald. Alles in allem scheint vor Ort nichts über die Maßen Ungewöhnliches vor sich zu gehen. Wir setzen unsere Recherche fort.

5bMüll – nicht viel davon, aber leider heutzutage überall zu finden.
© Lukas N. Wuttke

Der Vorsitzende des Angerbundes reagiert

Als nächstes konfrontieren wir Hans Holler, den ersten Vorstand des Anglerbundes Regensburg, mit den Anschuldigungen am Telefon. In sich ruhend stellt er sich unseren Fragen. Über den Wellblechschuppen mit abblätterndem Lack sagt er: „Zur Bewirtschaftung der Gewässer ist ein Unterstand notwendig. Natürlich ist alles in irgendeiner Form genehmigt. Wir haben eine Wasserfläche von ca. 35 ha. Kescher und Utensilien müssen da sein. Sei es zur Wegesicherung oder im Wasser.“ Die vergammelnden alten Boote kommentiert er so: „Das ist uns tatsächlich ein Dorn im Auge. Wir dürfen die Boote nicht entsorgen, weil es Privateigentum von irgendjemandem ist. Das wäre Diebstahl. Teilweise sind Nummern drauf, denen wir jetzt nachgehen. Bei anderen ist nicht nachvollziehbar, wem die Boote gehören. Wir versuchen, übers Landratsamt eine Genehmigung zu erwirken.“ Über die umgefallenen Bäumen meint Holler: „Das ist keine Parkanlage, sondern ein Wald. Da geht Wegesicherung anders. Wir machen nicht nichts, aber das Waldgesetz sagt was anderes aus. Wir machen natürlich unsere Aufgaben.“ Auf den Vorwurf, den Almer Weiher für Badegäste sperren zu lassen, reagiert er so: „Nein. Wollte ich noch nie. Es soll nichts gesperrt werden. Der See ist im Gemeingebrauch in irgendeiner Form. Angler haben durchaus Probleme mit Badegästen. Manche Badegästen meinen, sie müssten Steine werfen, Fische verscheuchen und und und. Grundsätzlich ist der See Privateigentum vom Anglerbund Regensburg. Badegäste sind unsere Gäste. Es ist kein ausgewiesener Badesee. Aber ich werbe für ein Miteinander. Es hat schon konstruktive Gespräche mit Badegästen und uns gegeben. Aber es gibt immer schwarze Schafe, das ist ganz klar.“ Auf den Vorwurf, dass der Verein keinen Naturschutz betreibe und er als Vorsitzender ein Märchenerzähler sei, reagiert Holler empört: „Das ist ne Frechheit. Wir machen sehr viel für die Gewässer. Wir schaffen Laichplätze und so weiter. Wir sind da schon sehr stark unterwegs. Haben jedes Jahr größere Einsätze mit 40–50 Mann. Einsätze von etwa fünf Stunden. Drei bis vier Einsätze im Jahr. Da kann man sich die Stunden ausrechnen. Die Einsätze sind zur Pflege der Gewässer da. Wir haben auch mehrere Tausend Euro für Biberschutzmaßnahmen ausgegeben. Da bekommen wir keine Förderungen.“ Darüber, dass er Zigaretten in den Wald geworfen haben soll, und über den Vorfall mit dem betrunkenen Angler weiß er nichts.

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Fazit

Ein ausgereifter Skandal lässt sich nicht feststellen. Schotterwege, abblätternder Lack, ein wenig Müll hier und da, Feuerstellen, wo keine sein sollten. Es gibt Konflikte zwischen Anglern und Badegästen. Und die Entsorgung alter Boote wird durch bürokratische Hürden erschwert. Wir konnten keine eklatanten Umweltsünden feststellen. Im Gegenteil. Hans Holler wirkt mit seinem Anglerbund sehr engagiert und hat breit und offen mit uns kommuniziert. Und doch ist es wichtig, dass es Bürger gibt, die den Institutionen ein wenig auf die Finger schauen! Weitere Infos zu dieser Sache oder anderen Umweltsünden in und um Regensburg bitte an die Redaktion (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder über das Kontaktformular). Wir gehen jedem Frevel an der Natur nach! (lnw)

 

  • © Lukas N. Wuttke

    Schotterwege – nicht besonders schön, aber auch keine Umweltsünde.

  • © Lukas N. Wuttke

    Der Lack der Wellblechhütte blättert ein wenig ab – nicht mehr, nicht weniger.

  • © Lukas N. Wuttke

    Der Lack der Wellblechhütte blättert ein wenig ab – nicht mehr, nicht weniger.

  • © Lukas N. Wuttke

    Der Lack der Wellblechhütte blättert ein wenig ab – nicht mehr, nicht weniger.

  • © Lukas N. Wuttke

    Der Lack der Wellblechhütte blättert ein wenig ab – nicht mehr, nicht weniger.

  • © Lukas N. Wuttke

    Die Hütte im Wasser – kein Problem.

  • © Lukas N. Wuttke

    Alte Boote – die deutsche Verwaltung verhindert eine Entsorgung.

  • © Lukas N. Wuttke

    Alte Boote – die deutsche Verwaltung verhindert eine Entsorgung.

  • © Lukas N. Wuttke

    Alte Boote – die deutsche Verwaltung verhindert eine Entsorgung.

  • © Lukas N. Wuttke

    Alte Boote – die deutsche Verwaltung verhindert eine Entsorgung.

  • © Lukas N. Wuttke

    Alte Boote – die deutsche Verwaltung verhindert eine Entsorgung.

  • © Lukas N. Wuttke

    Müll – nicht viel davon, aber leider heutzutage überall zu finden.

  • © Lukas N. Wuttke

    Müll – nicht viel davon, aber leider heutzutage überall zu finden.

  • © Lukas N. Wuttke

    Umgestürzte Bäume auf einem Weg, von Menschenhand gefällt.

  • © Lukas N. Wuttke

    Umgestürzte Bäume auf einem Weg, von Menschenhand gefällt.

  • © Lukas N. Wuttke

    Der Mintrachinger Forst ist Landschaftsschutzgebiet.

  • © Lukas N. Wuttke

    „Bitte nehmen Sie Ihren Müll wieder mit“. Leider heute keine Selbstverständlichkeit mehr.

  • © Lukas N. Wuttke

    Viele Weiher im Mintrachinger Forst gehören dem Anglerbund Regensburg.

 


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