Fernweh | This is America

Fernweh | This is America

Bildunterschrift: So bunt und unterschiedlich ist Amerika: Die Blue Ridge Mountains, Häuser im historischen Viertel Beacon Hill in Boston, das Kapitol in Washington, die Niagarafälle, Blick auf die Skyline von Chicago, nachts auf dem Times Square in New York.

 

Die Stadtzeitung auf groSSer Tour: ein Mietwagen, 15 US-Bundesstaaten, eine kanadische Provinz und 5.500 Kilometer vom Mittleren Westen über die Ostküste bis nach Florida

Einmal kreuz und quer durch Amerika, das war schon immer eine unserer Traumreisen! Ganz kreuz und quer ist für normal Arbeitende kaum zu schaffen: Selbst ohne Alaska (zu weit weg) und Hawaii (im Pazifik und noch schwerer zu erreichen) bleiben 48 Bundesstaaten – zu viel für drei Wochen Urlaub. Also sind wir „nur“ von Chicago über die Niagarafälle nach Boston und die Ostküste runter bis nach Florida gefahren. Ein Roadtrip über 5.500 Kilometer.

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Für die Tour hatten wir Flüge und Mietwagen gebucht, Unterkünfte nur für die ersten fünf Tage besorgt. Alles andere würde sich unterwegs ergeben – je nachdem, wie die grob geplante Reise verlaufen würde. Bei der Ankunft in O’Hare geht alles sehr glatt: Nach Warnungen im Internet erwarten wir bei der Übernahme des Autos den Versuch, uns Zusatzversicherungen anzudrehen – nichts davon.

Die Dame am Ausgabeschalter ist superfreundlich, erklärt den besten Weg in Richtung Chicago. Der auf Rat eines Freundes wegen besserer Übersicht und bequemerer Sitzposition gebuchte Midsize-SUV kommt uns nicht mittel-, sondern ziemlich groß vor; in dem Mitsubishi Outlander würden auch fünf Reisende mit ihren Koffern Platz finden.

Start in der „Windy City“ – Chicago

Wir fahren zum Vorort Chicagos, wo unser Mittelklasse-Hotel steht. Das sieht nicht so schnieke aus wie auf dem Buchungsportal, ist aber sauber. Beim Frühstück merken wir, woher der günstige Preis kommt: Das Geschirr ist aus Plastik, es gibt Toast, Marmelade, Waffeln oder Pancakes mit Ahornsirup. Dazu Würstl und Bohnen. Dann eben Toast mit Marmelade. Frühstück wird eh überschätzt.

11 Blick vom Hancock Tower in Chicago auf den Lake Michigan,

einen der fünf Großen Seen.

In die Stadt fahren wir mit dem Zug, das spart Nerven bei der Parkplatzsuche und Dollars beim Bezahlen, wenn man einen gefunden hat. Vom Bahnhof laufen wir vorbei am Willis Tower (442 Meter hoch), der zwar seit 2009 wie die gleichnamige Londoner Versicherung heißt, den die Chicagoer aber weiter strikt Sears Tower nennen. Von der Aussichtsplattform im 103. Stock hat man einen ausgezeichneten Blick über Chicago. Wir bevorzugen dennoch den Hancock Tower (344 Meter). Der liegt am Lake Michigan, einem der fünf Großen Seen, sodass der Eindruck entsteht, als gehe der Blick über einen Ozean hinweg. 22 Dollar zahlen wir für das atemberaubende Panorama aus dem 96. Stockwerk.

Die von den Amerikanern auch „Windy City“ genannte Stadt (obwohl sie nicht windiger ist als andere Städte in den USA) besitzt eine gute Architektur. Die U-Bahn als Loop verläuft über den Köpfen, der grüne Chicago River mit seinen vielen Brücken mitten durch die Stadt hat etwas Beruhigendes.  Auch in Chicago hat Milliardär und US-Präsident Donald Trump einen Tower, mit 357 Metern Höhe ist das 98-stöckige Luxushotel aber nur das zweithöchste Gebäude der Stadt.

Gewarnt hat man uns vor der South Side in Chicago – gerade abends soll es immer wieder zu Schießereien kommen. Wir waren trotzdem dort, weil wir in Buddy Guy’s Blueskneipe wollten – und fühlten uns nicht gefährdet. Allerdings haben wir uns vom Taxi vor dem Laden absetzen und abholen lassen.

Die Niagarafälle – was für ein Naturschauspiel!

Wir verbringen drei Tage in Chicago; an dem Tag, an dem die längste Fahretappe ansteht, fällt anderthalb Monate nach Frühlingsbeginn Schnee. Wir wollen über Indiana und Michigan nach Kanada, dort durch die Provinz Ontario und noch auf kanadischer Seite an den Niagara Falls übernachten. 875 Kilometer liegen vor uns, Maximalgeschwindigkeit: 112 km/h. Manchmal sind auch nur 90 erlaubt. Bedeutet: Der Fahrer schläft fast ein – wir wechseln alle zwei Stunden. Erst nach einigen Tagen werden wir uns an die amerikanische Geschwindigkeit gewöhnt haben.

11 On the road again: Die Reise führte 5.500 Kilometer

durch Amerika und Kanada.

Kurz vor Detroit steht ein Schild „Brücke nach Kanada“. Fünf Dollar kostet die Maut (nur die Amis kassieren beim Grenzübertritt), dann stehen wir an der kanadischen Grenze. Auch in Kanada geht es nicht schneller: Dort sind höchstens 100 Sachen erlaubt. Nach zehn Stunden Fahrt endlich Ankunft! Schnell hin zu den Fällen, es ist schon zu dunkel, um etwas zu erkennen. Am Morgen machen wir uns früh auf den Weg. Und erfahren, dass auch im Mai noch Eisschollen über den Niagara River kommen können und wir ein paar Tage zu früh für die Bootsaison dran sind. An die Fälle fahren können wir nicht. Macht nichts, nähern wir uns ihnen eben zu Fuß. Der bekannteste ist der auf der kanadischen Seite – die Horseshoe Falls, 670 m breit und 54 m hoch, der amerikanische Teil – bestehend aus den American Falls und den Bride Veil Falls (weil er so aussieht wie Brautschleier) – ist 323 m breit und 56 m hoch.

Je näher man kommt, desto beeindruckender wird die Naturgewalt der Fälle: 2.500 Tonnen Wasser donnern in jeder Sekunde tosend in die Tiefe, pro Minute fast 160 Millionen Liter. Wir machen für 12 Dollar die „Journey behind the falls“ –  ein Reinfall: Zwar kommt man bis auf wenige Meter hinter die Wassermassen. Doch zu sehen ist nur ein kleiner Ausschnitt weiße Gischt. Wegen Vereisung ist die Hauptaussichtsplattform gesperrt,  so bleibt uns ein möglicherweise spektakulärer Anblick verwehrt. Den hat man aber vom Skylon Tower.

Über die Rainbow-Brücke wandern wir auf die amerikanische Seite, wo es in einem Park nah und trockener an die Fälle herangeht. Dort ist zu sehen, mit welchem imposanten Tempo der Niagara River auf die Kante zuschießt und nach unten stürzt. Sehenswert sind die Fälle auch bei Dunkelheit: Dann werden sie in unterschiedlichen Farben beleuchtet, grün, rot, blau, pink und weiß. Außerdem auffallend: Die Kanadier haben aus ihrem Ufer einen Vergnügungspark mit Riesenrad, Horrorhäusern und Kartbahn gemacht. Für unseren Geschmack so gar nicht zu dem Naturschauspiel passend.

Boston – wo alles begann

Am nächsten Tag brechen wir auf nach Boston,  kommen gut durch. Nach neun Stunden, 750 Kilometern und 25 Dollar Maut (sonst sind es höchstens ein paar Dollar, später in Richtung Süden sogar gar nichts) beziehen wir unser AirBnB keine 100 Meter vom Atlantik.

Boston ist eine der ältesten Städte der USA. 1630 von den britischen Kolonisten gegründet, hat die Stadt Viertel mit Straßenzügen, die britischer nicht sein könnten. Wir erinnern uns an die Boston Tea Party aus dem Englischunterricht, als 1773 Schiffsladungen Tee in den Ozean gekippt wurden. Die Party hat mit zum Unabhängigkeitskrieg und zur Selbstständigkeit Amerikas geführt.

11 Umrahmt von Wolkenkratzern:

das Old State House in Boston.

Die Geschichte der Unabhängigkeit ist am Freedom Trail nachzuvollziehen, einem Weg, der in roter Farbe in den Gehsteig eingelassen ist und zu 17 historischen Stätten führt. Wir haben die vier Kilometer absolviert, einen schnellen Überblick über das historische Boston gewonnen und den am nächsten Tag mit einem Besuch im Old South Meeting House (6 Dollar Eintritt) vertieft.

An der Eliteuniversität Harvard geraten wir mitten in eine Studentendemo. Die läuft anders ab als bei uns: 20 Studenten gehen im Kreis und rufen immer wieder dasselbe: „Who got the power? We got the power! What kind of power? Union power!” Das geht ewig so …

Unbedingt zu empfehlen: eine Harbour Cruise bei Sonnenuntergang! Mit dem Boot auf den Ozean hinaus und später zurück zur ins Abendrot getauchten Skyline der Stadt. Ein echter Wow-Moment! Wer die Stadt von oben sehen will, geht aufs Skywalk Observatory im Prudential Center (19 Dollar).

Erfreulich: In der Stadt gibt es mit dem Samuel Adams Boston Lager das für unseren Geschmack beste Bier Amerikas. Wir gönnen uns abends den einen oder anderen Schluck und machen uns bereit für den Big Apple.

Die Stadt, die niemals schläft – New York

Gut vier Stunden dauert die 220-Meilen-Fahrt nach New York City. Das heißt, wir fahren von Massachusetts über Connecticut nach Secaucus in New Jersey. Das liegt gegenüber von Manhattan und besitzt den charmanten Vorteil, dass die Übernachtung erheblich günstiger ist. Die Busfahrt nach Manhattan (20 Minuten) kostet 7 Dollar hin und zurück. Unser Hotel ist wie das erste: sauber, aber das fast identische Frühstück mit Plastikgeschirr.

Wie wird  New York erobert? Mit einem Stadtpass, der den Eintritt zu bestimmten Attraktionen deutlich vergünstigt. Der New York City Pass (123 Euro) bietet neun Attraktionen, von denen sechs gewählt werden können, aber keine Bustour durch die Stadt. Wer Hop-on-Hop-off-Touren machen will (bei ersten Besuch anzuraten), ist mit dem Explorer Pass (125 Dollar für vier Unternehmungen) besser dran. Wir empfehlen am Tag die Aussichtsplattform Top of the Rock am Rockefeller Center (weil von dort das Empire State Building zu sehen ist), nachts aufs Empire (weil es von dort beste Übersicht über die glitzernde und funkelnde Stadt gibt) und eine Bootstour um die Spitze von Manhattan.

Für uns ist der Central Park die Nummer 1 unter allen Sehenswürdigkeiten, aber den Spaziergang gibt es umsonst und für die ebenfalls zu empfehlende Radtour leiht man sich Bikes besser so. Entweder eines der zahlreichen City-Bikes (Registrierung nötig) oder bei einem Verleiher. Wir haben bei Central Park Bike Tours (56 West 56th Street) für drei Räder für zwei Stunden insgesamt 32 Dollar bezahlt.

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Der See im Central Park in New York, im Hintergrund die Shilouette von Uptown Manhattan.

Vieles gibt es umsonst. Das Gewurl am Times Square,  die Leuchtreklamen an den Broadway-Theatern, den Spaziergang über die Brooklyn Bridge oder die Fahrt an der Freiheitsstatue vorbei (mit der Staten Island Ferry kostet die nichts). Im Museum of Modern Arts ist der Eintritt am Freitagnachmittag frei, man sollte sich aber frühzeitig anstellen. Wunderbar ist es auch, auf der Fifth Avenue vorbei an sündhaft teuren Läden zu schlendern oder zu Tiffany’s hineinzuspazieren, wo die Angestellten genauso freundlich sind wie im Film mit Audrey Hepburn.

Neuer Anziehungspunkt sind die Hudson Yards mit der Aussichtsmöglichkeit The Vessel. Das ist ein künstlerisch gestaltetes Treppenhaus mit 2.500 Stufen beim Hudson River zwischen 10. und 11. Avenue, Höhe 32. Straße. Die Aussicht ist aber aus 46 Metern Höhe nicht sonderlich. Allerdings soll in den Yards noch „The Edge“ kommen – eine gläserne Plattform in 335 Metern Höhe, das kann spektakulär werden. Bis dahin bleibt unser Favorit das Empire. Mit dem hatten wir aber diesmal Pech: Drei Abende wollen wir hoch, leider null Sicht. Weil meine beiden Mitreisenden sich aber das in ihrem Pass aufheben und vergeblich auf Besserung hoffen, wird es der höchste Nebel, den ich je gesehen habe.

Die Machtzentrale: Washington D.C.

Für eine Mitreisende geht es am Morgen zurück nach Deutschland, wir bringen sie zum Flughafen La Guardia und lernen das Vergnügen kennen, quer durch Manhattan zu fahren. Wer hier wohnt und ein Auto hat, ist selbst schuld. Mit Fahrrad wäre jedenfalls jeder halbwegs trainierte Fahrer schneller. Aber uns pressiert es ja nicht.

Die Fahrt über New Jersey, Delaware und Maryland ist wie auf deutschen Autobahnen: Wir sehen hauptsächlich Bäume. Nach vier Stunden empfängt uns die Hauptstadt der USA mit strahlendem Sonnenschein – endlich.

Washington wirkt sehr grün und sehr sauber. Die Stadt ist touristenfreundlich: Von unserem Außenbezirk fährt eine Straßenbahn (Street Car) ins Zentrum – kostenlos! Zu nahezu allen Sehenswürdigkeiten an der National Mall (einer riesigen Parkanlage mitten in der Stadt) wie Kapitol, Lincoln Memorial oder Jefferson Memorial fährt der DC-Circulator. Dass auch dieser Bus umsonst ist, merken wir leider erst, als wir 68 Dollar für zwei Hop-on-Hop-off-Tickets bezahlt haben. Aber dafür sind wir auch nahe ans Weiße Haus gebracht worden (von der Circulator-Haltestelle ist es ein kleiner Spaziergang) und zum Theater, in dem US-Präsident Abraham Lincoln 1865 erschossen wurde.

Anders als in New York und Chicago sind im Stadtzentrum abends weit weniger Menschen unterwegs, vielleicht geht es deshalb im Irish Pub und im Thai-Restaurant, wo wir essen, lockerer zu.

Country Roads und Abenteuer – Virginia!

Ein Tag Washington ist genug, wir suchen die Wildnis. Eine gute Stunde brauchen wir nach Front Royal, dem Tor zum Shenandoah National Park. In dem führt der Skyline Drive (eine auf 105 Meilen Länge von Bäumen und Wäldern gesäumte kurvige Straße, auf der Tempo 35 Meilen gilt) zu den Blue Ridge Mountains, den Teil der Appalachen, den John Denver in seinen Country Roads besingt.

Auf zwei kleineren Wanderungen machen wir ungeahnte Begegnungen. Auf der ersten Tour kriecht uns eine schwarze Schlange vor die Füße, auf der zweiten steht plötzlich er neben uns: ein Schwarzbär, keine fünf Meter entfernt. Der Bär schaut mich an, ich fotografiere ihn – er trollt sich wieder. Später werden wir noch eine Bärin mit zwei Jungen sehen, die uns am nächsten Tag 40 Meilen südlich sogar noch einmal begegnen wird.

Am Südende des Skyline Drive kommen wir in Waynesboro bei Britney und Sean im geräumigsten und besten AirBnb-Zimmer der ganzen Reise unter. Längst haben wir auch begriffen, dass die Entfernungen in den Staaten anders sind als bei uns. Als wir unsere Gastgeber nach einem Supermarkt fragen, sagen die: „Ganz einfach: an der zweiten Ampel rechts, dann an der ersten Querstraße links.“ Stimmt alles. Nur dass die erste Ampel schon fünf Meilen entfernt ist …

Am nächsten Tag steht der Old Rag Mountain Hike an, die Königswanderung des Shanandoahs. Der höchste Berg des Parks hat nur 1.000 Meter, also nehmen wir die Warnung, dass Alpinerfahrung notwendig ist, nicht ernst. Doch Old Rag hat es in sich. Hin geht es über den Ridge Trail, einen anspruchsvollen Wanderweg. Ernst wird es nach drei Kilometern. Wir müssen richtig klettern. Einen Weg gibt es jetzt auf den nächsten 2,4 Kilometern nicht mehr. Der Aufstieg ist anstrengend und schweißtreibend. Für unsere Mühen werden wir leider nicht belohnt – schon wieder haben wir Pech mit Wetter: Vom Gipfel aus, wo man sonst über hundert Kilometer weit sieht, blicken wir auf Nebelschwaden. Dafür gibt es am Abend eine andere Belohnung: Im „Green Leaf Grill“ in Waynesboro esse ich das beste Steak der Reise – für 18 Dollar.

Am nächsten Tag brechen wir auf gen Süden, wir wollen auf den Blue Ridge Parkway, eine schöne Gebirgsroute, die den Shenandoah-Nationalpark in Virginia mit dem Great-Smoky-Mountains-Nationalpark in North Carolina verbindet und im Reservat der Cherokee-Indianer endet. Leider wieder Wetterpech! Bei Regen und dichtem Nebel sehen wir nur ein paar Meter, keine guten Voraussetzungen für eine kurvenreiche Strecke. Wir müssen runter ins Tal, nehmen die Interstate 81. Am Wegesrand sehen wir imposante Farmen mit Pickups davor, deren Ausmaße meine Begleiterin mit den Worten „so groß wie bei uns Häuser“ nur unwesentlich übertrieben beschreibt. Als der Himmel aufreißt, schaffen wir doch 50 Meilen auf dem Parkway – Country Roads, take me home …

South Carolina: Schrecken und Schönheit

11 Der Sandstrand am Atlantik bei Charleston.

800 Kilometer sind auch auf schönen Landstraßen anstrengend, wir kehren auf die Interstate zurück. Es geht ans Meer, nach Charleston, eine 1670 gegründete Stadt, die sehr europäisch geprägt sein soll. Wir benötigen einen kompletten Reisetag durch North und South Carolina.

Dort geht es zur Boone Hall Plantage, einem landschaftlich wunderschönen Ort mit schrecklicher Geschichte. Hier mussten 100 Jahre aus Westafrika verschleppte Sklaven als Baumwollpflücker schuften. Die Anlage ist fast drei Quadratkilometer groß, die einen Kilometer lange Auffahrt ist gesäumt von hunderten Lebenseichen. Diese Avenue of Oaks zählt mit mit neun Sklavenhütten, dem Räucherhaus, dem Park und dem Haupthaus zu den  Kulturdenkmälern der USA. Hier wurde auch die Fernsehserie „Fackeln im Sturm“ mit Richard Chamberlain und Patrick Salze gedreht.

Nach der Plantage machen wir einen Abstecher zum Ozean bei Suliman‘s Island. Wir laufen ein Stück am weißen Sandstrand entlang, halten die nackten Fußsohlen ins Wasser – sonst würden sie verbrennen. Nur schade, dass wegen der starken Strömung Baden verboten ist.

Vom Besucherzentrum bringt uns ein kostenloser Bus in die Altstadt von Charleston. Wir laufen zum Teil über Kopfsteinpflaster, vorbei an Pferdekutschen und pastellfarbenen Häusern, die zum überwiegenden Teil aus der Zeit vor dem Bürgerkrieg (1861–1865) stammen. In „Hanks Seefeld Restaurant“ essen wir eine typische Südstaaten-Spezialität, Shrimp and Grits. Doch auf den Maisbrei hätte ich verzichten können, mir hätten die Shrimps ohne besser geschmeckt.

Wildnis, Vergnügen, Technik: Florida

Nach zwei Nächten in South Carolina die letzte Station – Florida. Gut 600 Kilometer, auf der Fahrt durch Georgia wird es immer heißer. Über 30 Grad hat es bei der Ankunft – der südlichste Staat unserer Reise sollte nicht nur von der Temperatur ein Höhepunkt werden.

Am nächsten Tag ist es fast zu trocken, im Mitsubishi läuft die Klimaanlage, wir schwitzen trotzdem: Unsere Straßenkarten-App, die uns bisher nicht im Stich gelassen hat, macht Zicken. Anstatt am Juniper Creek landen wir neben einem Recyclingbetrieb. Wir müssen uns durchfragen und fühlen uns auf einmal wie zu Hause: drei Leute – vier Wegbeschreibungen.

Irgendwann sind wir doch am Ziel: dem Einstieg zum Juniper Run, einer elf Kilometer lange Kanu-Tour für 32 Dollar auf relativ seichtem, aber sehr kurvenreichem Flusslauf durch einen Tropenwald auf eigene Faust. Angeblich nur für geübte Kanuten – aber wer schon mal auf der Naab von Kallmünz nach Penk gepaddelt ist, schafft das. Hindernisse sind umgestürzte Bäume, denen es auszuweichen gilt oder unter denen in Limbo-Dance-Manier durchgefahren wird. Manche Kurve schaffen wir nicht auf Anhieb, mit zunehmender Fahrdauer wird es immer besser. Die einzige Stelle mit kleineren Stromschnellen passieren wir fast professionell.

Ach ja, ab und an lagern Alligatoren am Ufer – aber die interessieren sich weniger für die Bootsfahrer als umgekehrt. Wir sehen zwar keinen, machen aber Bekanntschaft mit Wasserschildkröten, einem Florida-Puma und fliegenden Fischen, die Spaß daran finden, über unser Boot zu springen. Viereinhalb Stunden brauchen wir für die traumhafte, aber anstrengende Tour.

Der nächste Tag wird ein vergnüglicher – in den Universal Studios in Orlando und den damit verbundenen Isles of Adventure. Neben vielen Themenwelten mit großartigen Animationen und halsbrecherischen Achterbahnen ist in jedem der Parks derselbe Bereich das Herzstück: die Harry-Potter-Welt!

Wer kein Fan des Zauberers ist, wird die Faszination nicht verstehen. Allen anderen schlägt das Herz höher: Ein Teil ist ein Nachbau des Zaubererdorfes Hogsmeade, der andere die Winkelgasse. Es gibt Gringotts, Hogwarts mit dem Sprechenden Hut, Ollivandar’s, den Honigtopf und natürlich das Gasthaus Die drei Besen. Dort wird Butterbier serviert, der Hogwarts Express pendelt zwischen Hoagsmeade und Winkelgasse.

11 Der Weltraumbahnhof Kennedy Space Center.

Der Eintritt in die Parks kostet 155 Dollar. Viel Geld und doch preiswert – die Animationen sind so gut gemacht, dass sie das rechtfertigen. Allein die Fahrt „Harry Potter and the Forbidden Journey” wäre uns 30 Euro wert: Es geht durch Hogwarts, vorbei an Dementoren, zur peitschenden Weide, durch den verbotenen Wald und mitten in ein Quidditch-Spiel. Bei Vorabbuchung im Internet und mit Coupons von Tankstellen, Hotels und Lokalen lässt sich auch ein Teil des Preises sparen. Zwölf Stunden verbringen wir im Park, trotz zwischenzeitlichem Regen haben wir großen Spaß.

Der letzte Tag in Florida ist noch einmal ein ganz besonderer: Er bringt uns nach Cape Canaveral ins Kennedy Space Center, den berühmtesten Weltraumbahnhof der NASA. Von dort sind die US-Raketen ins Weltall gestartet – sie sind im Original zu bewundern. Ebenso eine Raumfähre, ein Mondauto oder ein Marsfahrzeug. Die Original-Kommando-Zentrale der Mondlandung 1969 ist aufgebaut, Besucher können Mondgestein anfassen oder in einem Simulator einen Raketenstart erleben. Es gibt die Reise zum Mars als Film und eine zweieinhalbstündige Bustour über das weitläufige Gelände. Der Eintritt kostet 57 Dollar, doch auch da lässt sich im Netz oder mit Coupons sparen.

Unser Highlight des Tages: Wir sehen einen Alligator in einem kleinen See und einen direkt an der Straße liegen. Der verharrte unbeweglich – nahe hingetraut haben wir uns aber nicht.

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Und beim nächsten Mal die andere Seite

Am nächsten Morgen müssen wir unser Auto am Flughafen abgeben. Das verläuft völlig problemlos: Rein ins Parkhaus, Schlüsselübergabe, auf Wiedersehen. Die letzten Einkäufe:  Kleidung ist in den USA teilweise supergünstig, dazu die eine oder andere Süßigkeit, die es bei uns nicht gibt – Baby Ruth, Reese‘s, Cracker Jack.

Mit leichtem Übergewicht in den Koffern und jeder Menge Erlebnisse im Gepäck fliegen wir nach Hause. Und mit der Sicherheit: Wir kommen wieder. Und machen nächstes Mal die andere Seite an der Westküste. (ssm)

  • gepostet am: Montag, 01. Juli 2019

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