
Profile & Parolen | Dr. Thomas Burger
Nach parteiinternen Turbulenzen und einer Kampfabstimmung wurde Dr. Thomas Burger mit 22 von 34 Stimmen von der Regensburger SPD zum OB-Kandidaten für die anstehende Kommunalwahl gewählt. Damit hat er sich gegen den Parteivorstand durchgesetzt, der sich für Thomas Rudner ausgesprochen hatte. Wir haben ihm einige persönliche Fragen und Fragen zu seiner OB-Kandidatur gestellt.
Welchen Beruf haben Sie?
Was haben Sie studiert?
Ich habe an der Universität Regensburg Physik studiert und in der Biophysik promoviert. Bereits damals habe ich mich sehr für interdisziplinäre Themen interessiert und mich intensiv mit der Nutzung regenerativer Energien und im Rahmen der Promotion im Bereich Bioinformatik mit Neuronalen Netzwerken beschäftigt. Diese sind heute im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz wieder topaktuell.
Welchen Familienstand haben Sie?
Ich bin stolzer Vater von drei wunderbaren Töchtern.
Wie würden Sie sich selbst charakterisieren?
Am meisten bin ich an der Charakterisierung durch andere interessiert, die mir Feedback geben. Ich selbst fühle mich als humorvollen Team-Player, der gerne etwas bewegt, ein großes Interesse an einem sozialen und gerechten Miteinander hat, gerne nach vorne blickt, den Augenblick genießt sowie Gesamtsystembetrachtungen und Strukturen liebt. Ein Physiker eben. 😉
Beruf und Privatleben – wie verträgt sich das bei Ihnen?
Eine meiner täglichen Herausforderungen. Am wichtigsten ist mir, dass ich „Quality Time“ mit meinen Töchtern verbringe und ihnen ein aufmerksamer Begleiter sein kann. Ich habe einen sehr spannenden Beruf, in dem ich meine Interessen in verschiedenen (Projekt-)Management-Rollen engagiert einbringen konnte und kann. Da ich aber auch seit meiner frühen Jugend ehrenamtlich aktiv bin, begleiten mich mein Engagement in der Jugendarbeit, der Feuerwehr, im Sportverein oder Politik schon nahezu mein gesamtes Leben lang. Meine Ehrenämter füllen meine Freizeit sehr umfassend aus. Dennoch versuche ich, mir auch immer wieder Zeiträume für meine Sportbegeisterung zu schaffen. Das alles unter einen Hut zu bringen ist eine Herausforderung, die jedoch auch Vorteile mit sich bringt: Ich kann jeweils viele Erkenntnisse und Fähigkeiten von der einen in die andere Welt (und zurück) gewinnbringend mitnehmen und die verschiedenen Bereiche gut verbinden.
Welches Buch liegt zurzeit auf Ihrem Nachttisch?
Hier liegt die „Überraschung im Café am Rande der Welt – Eine Erzählung vom Suchen und Finden“ von John Strelecky bereits einige Wochen – aber nun wird’s gerade auch gelesen. Mir gefiel „Das Café am Rande der Welt“ schon sehr; und nun versinke ich im nächsten Band.
Wie lange sind Sie schon in der SPD?
Seit 1991, zuvor habe ich schon lange mit der SPD sympathisiert. Die Werte Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität bedeuten mir sehr viel. Ich wollte damals Farbe bekennen.
Welcher Philosophie folgen Sie in Ihrem Wirken als Politiker?
In Anlehnung an die Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität: Die Herausforderungen aktiv angehen und zugleich Menschen gemäß ihren Bedürfnissen leben lassen, wobei niemand verloren gehen darf. Miteinander Regensburgs Zukunft gestalten, dafür stehe ich.
Welche politische Konstellation halten Sie nach der Kommunalwahl für möglich?
Mein Ziel für die kommende Stadtratsperiode ist ein Regensburger SPD-Oberbürgermeister und eine starke SPD-Fraktion, die zu ihrer früheren Größe zurückgefunden hat. Ich bin offen für Gespräche mit allen demokratischen Parteien. Das Wahlergebnis wird zeigen, mit welchen Personen und Parteien eine progressive zukunftsfähige Politik für Regensburg am besten darstellbar sein wird.
In welche neue Richtung wollen Sie die Regensburger SPD lenken?
Das Alleinstellungsmerkmal der SPD ist, dass wir soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Stärke auf Basis nachhaltiger Politik in Einklang bringen. Ich bin stolz auf die Vielfalt meiner Partei, die alle im Blick hat und sich in mitunter sehr streitbaren Diskussionen im Sinne unserer gemeinsamen Werte einigt. Wir brauchen keine neue Richtung der SPD, wir brauchen Geschlossenheit auf Basis fairer und offener Kommunikation. Hier leiste ich als OB-Kandidat sehr gerne meinen aktiven Beitrag an führender Stelle: Ich sehe Vielfalt als Chance und Stärke, mit diesem Spirit würde ich gerne alle mit an Bord haben.
Welche Zukunft sehen Sie für Regensburg und wie wollen Sie diese mitgestalten?
Ich stehe für ein starkes, sozial gerechtes und lebenswertes Regensburg für alle. Die entsprechenden politischen Leitplanken würde ich gerne im persönlichen Austausch mit den Akteurinnen und Akteuren in dieser Stadt setzen.
Falls Sie zum Oberbürgermeister gewählt werden – welche drei Vorhaben würden Sie als erste umsetzen?
Ich würde zum einen zügig in einen vertrauensvollen Austausch mit den im Stadtrat vertretenen Gruppierungen gehen, um ein handlungsfähiges Team für die neue Stadtratsperiode zusammenzustellen. Zum anderen würde ich sehr zeitnah ins persönliche offene Gespräch mit vielen Menschen innerhalb der Verwaltung gehen, um zu besprechen, mit welchem Setup wir die anstehenden Herausforderungen am besten vorantreiben können. Hier kommen mir meine tiefgehenden Kenntnisse der Regensburger Verwaltung sowie meine Industrie-Erfahrung zugute; wir haben sehr gute Mitarbeitende in der Stadtverwaltung, einige Dinge sollten wir jedoch anders organisieren. Ebenso werde ich zeitnah entsprechend Kontakt zu den Akteurinnen und Akteuren der Regensburger Stadtgesellschaft aufnehmen, um die anstehenden Maßnahmen und Bedürfnisse zu besprechen; auch hier kann ich auf viele bereits bestehende persönliche Beziehungen zurückgreifen.
Welche Schwerpunkte würden Sie in Ihrer Amtszeit als Oberbürgermeister setzen?
Ich würde das hohe Tempo bei den Maßnahmen im Bildungsbereich fortsetzen; wir müssen den Sanierungsstau aus der Zeit vor einer SPD-Stadtspitze weiter tatkräftig abarbeiten. Meine Schwerpunkte würde ich zum einen auf Mobilitäts- und Klimawandel legen, zwei eng miteinander verzahnte Gebiete. Wir müssen dabei den ÖPNV mit einer leistungsfähigeren Komponente in Ergänzung zum bisherigen Bussystem auf den nächsten Level bringen, die verschiedenen Verkehrsströme besser ordnen, Plätze umgestalten mit mehr Grün, Wasser und Schatten – und vieles mehr. Zum anderen würde ich einen Schwerpunkt auf Wohnen setzen: Beispielsweise als Stadt weiter Tempo beim Bauen machen, aber auch durch effizientere Verfahren anderen das Bauen leichter ermöglichen, bezahlbares Wohnen und funktionierende Quartiers- und Stadtteilstrukturen stärken und Azubi-Wohnen voranbringen. Last but not least für mich ganz klar ein Schwerpunkt: Wirtschaft und Innovation. Wir müssen die Unternehmen weiter bei ihren Transformationen begleiten, hier kommen mir meine umfassenden Erfahrungen aus der Arbeitswelt zugute. Wir müssen zudem Zukunftsbereiche stärken und neu entwickeln, ich denke hier zum Beispiel an die Kultur- und Kreativwirtschaft, einer der größten Wachstumsbereiche. Bei all diesen Schwerpunkten liegt natürlich der SPD-Markenkern Soziales zugrunde; hier denke ich aber auch explizit an die Unterstützung der vielen sozialen Initiativen, an Streetwork und an die Notwohnanlagen, wo dringend Handlungsbedarf besteht. Ich habe noch viel mehr Dinge im Kopf, weitere Details werden Sie zudem im Wahlprogramm der SPD finden.
Wie ist Ihre Haltung zum Thema Migration?
Wir sind auf Migration angewiesen, ohne Migration würde vieles nicht mehr funktionieren. Ich bin zudem stolz auf die ausgeprägte Solidarität unserer Regensburger Stadtgesellschaft. Natürlich stellt uns Migration auch vor Herausforderungen. Hier stehe ich jedoch für einen sachlichen Umgang mit den entsprechenden Themen – nicht für Polemik oder Schlagzeilenpolitik. Natürlich muss es klare Regeln geben, an die sich alle zu halten haben, ob mit oder ohne Migrationshintergrund. Ein sachlicher und ergebnisorientierter Umgang hat sich auch beim Bahnhofsareal bewährt; während sich andere mit scharfmachender Polemik und Untergangsszenarien beschäftigt haben, haben sich die Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer und die SPD-Fraktion lieber mit Fachleuten unterhalten und gemeinsam mit diesen die Situation einer erfolgreichen Verbesserung zugeführt.
Wie würden Sie die katastrophale Situation der öffentlichen Toiletten in Regensburg verbessern?
Ich sehe bei diesem Thema deutlich Luft nach oben hinsichtlich Verfügbarkeit, Öffnungszeiten und Zustand der Toiletten. Hier habe ich einige Ideen im Kopf und auch Erfahrungen aus anderen Städten. Diese würde ich als Oberbürgermeister zusammen mit der Stadtverwaltung zu einem wirkungsvollen Paket schnüren.
Der Kriminalitätshotspot Bahnhof scheint sich langsam in die Maxstraße und das Diskothekenviertel zu verschieben. Wie würden Sie diese Problematik angehen?
Die Situation hat sich durch das erfolgreiche Tätigwerden beim Bahnhofsareal verändert. Ich würde aber auch bei diesen Veränderungen nicht von meinem Grundsatz abweichen: Die aktuelle Lage mit den entsprechenden Fachstellen bei Polizei, Verwaltung und betroffenen Organisationen erörtern, gemeinsam wirkungsvolle Maßnahmen definieren und wirkungsvoll umsetzen.
Wie würden Sie das Schmiererproblem in Regensburg angehen?
Schmierereien nehmen in Regensburg zu, das ist auch meine Beobachtung. Und ich ärgere mich darüber. Ich würde mit den entsprechenden Fachstellen in der Verwaltung und mit dem Blick nach anderen Städten erörtern, wie hier aktiv gegengesteuert werden kann. Bewusstseinsbildung ist hierbei begleitend ebenso wichtig wie bei ähnlichen Problemen, zum Beispiel dem Umgang mit Müll. Gleichzeitig würde ich präventive Maßnahmen wie die Förderung von Street-Art-Projekten in Erwägung ziehen.
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- gepostet am: Donnerstag, 05. Juni 2025